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Im Interview berichtet Johannes Bungart, Geschäftsführer des Bundesinnungsverbands des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) von Auftragsrückgängen, hohem Engagement im Arbeitsschutz und einer neuen Wertschätzung für die Branche.
Wie ist die Reinigungsbrache bisher durch die Pandemie gekommen?
2020 musste unser Gewerk erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt ein leichtes Umsatz-Minus von 0,6 Prozent hinnehmen. Das mag im Vergleich zu anderen dramatisch betroffenen Branchen wie dem Gastgewerbe oder der Messewirtschaft verkraftbar erscheinen. Gemessen an den guten Vorjahren war es aber eine Zäsur. 2021 haben wir im Vorjahresvergleich ein Umsatzplus von 6,3 Prozent erzielt. Hoffen wir, dass der neuerliche Positivtrend anhält.
Vor welchen Herausforderungen standen die Betriebe?
Bei uns gilt im Wesentlichen die Formel: Nur wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch unserem industrienahen Dienstleistungshandwerk gut. Die größte Herausforderung war für uns, dass ganze Branchen als Kunden weggebrochen sind – Messen, Hotels, Flughäfen oder Büros –, weil plötzlich die meisten im Homeoffice waren. Hier gab es teils starke Umsatzeinbrüche, die auch nicht kompensierbar waren. In dieser Zeit war gutes Krisenmanagement der Unternehmen gefragt. Die Coronapakete der Politik waren hilfreich, aber komplex. Als Verband haben wir diesen Bürokratiedschungel für unsere Betriebe bestmöglich gelichtet.
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Viele Reinigungskräfte sind zum Beispiel in Kliniken an vorderster Stelle aktiv im Kampf gegen Corona. Wie lässt sich hier größtmögliche Sicherheit für die Beschäftigten herstellen?
Die zwei zentralen Stichworte sind Arbeitsschutz und Impfung. Bereits im April 2020 haben BIV und die Gewerkschaft IG BAU mit großer Unterstützung der BG BAU als einer der ersten Wirtschaftszweige einen branchenspezifischen Arbeitsschutzstandard für die Gebäudereinigung veröffentlicht. Es gab und gibt klar definierte technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten. So ermöglichen Unternehmen sicheres und gesundes Arbeiten. Zudem haben wir uns von Beginn an für das Impfen stark gemacht – mit breiten Aufrufen in die Branche hinein, auf allen Kanälen und in mehr als zehn verschiedenen Sprachen.
Was bleibt von der Krise?
Sauberkeit, Hygiene und Desinfektion haben durch die Coronakrise, besonders auch bei unseren Kunden, ein neues Bewusstsein und damit Auftrieb erhalten. Corona hat unserem Handwerk ein hohes Maß an gesellschaftlicher Wertschätzung eingebracht. Unternehmen und öffentliche Hand haben verstanden, dass gute Reinigung zum Gesundheitsschutz der eigenen Beschäftigten und der Kundschaft beiträgt und im besten Sinne des Wortes systemrelevant ist.
Auch in der Reinigung herrscht Personalmangel. Inwiefern hat das auch etwas mit dem Thema Sicherheit zu tun?
Der Personalmangel hat vielfältige Ursachen – beispielsweise den demografischen Wandel, die Arbeitszeiten oder die zunehmende Konkurrenz vieler Branchen um Beschäftigte. Das Thema Arbeitssicherheit ist im positiven Sinne relevant: Unsere Beschäftigten wissen, dass sie in unserer Branche sichere – übrigens auch krisensichere – Arbeitsplätze haben. Damit können wir punkten.
25. Juli 2022