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„Ich habe ihm schon oft gesagt, dass er einen Helm aufsetzen soll!“ So oder ähnlich hat es wohl jede oder jeder Vorgesetzte schon einmal im Kollegenkreis geäußert – und die Erfahrung gemacht, dass es nicht reicht, Dinge einfach nur zu sagen. Denn der Austausch über Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit muss aktiv geführt und gepflegt werden. Erst dann prägt er das Denken und Handeln der Beschäftigten – kommt also hinein in die Köpfe. Zuerst einmal kommt es auf Gespräche zum Arbeitsschutz an, die regelmäßig stattfinden. In ihnen erfahren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche Risiken und gesundheitliche Belastungen bei ihrer Arbeit bestehen. Sie lernen zudem, welche Mittel zur Verfügung stehen, um Unfällen und Erkrankungen vorzubeugen. Hilfreich ist es, dass die Beschäftigten selbst zu Wort kommen und ihre Erfahrungen sowie ihre Vorschläge und Ideen einbringen können. Feste Gesprächsformate wie etwa Sicherheitskurzgespräche oder Gesundheitszirkel helfen dabei, im Austausch zu bleiben.
Die Unterweisung ist die zentrale und gesetzlich vorgeschriebene Methode, wenn es darum geht, Beschäftigte über Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zu informieren. Nutzen Sie Unterweisungen, um mit den Beschäftigten ins Gespräch zu kommen. Beteiligen Sie sie aktiv, etwa durch Übungen, und gehen Sie auf Fragen ein. Erfahren Sie mehr zu dem Thema in der Serie „Arbeitsschutz einfach erklärt“.
Sprechen Sie bei regelmäßigen Terminen auch immer Fragen der Sicherheit und Gesundheit an.
Bei diesem Gesprächsformat, das zum Beispiel monatlich stattfinden kann, werden einzelne Themen wie etwa die sichere Nutzung eines bestimmten Werkzeugs kurz in 10 bis 20 Minuten besprochen. Die Gespräche können vor Ort auf der Baustelle stattfinden. Die BG BAU bietet Ihnen viele Medien, die bei der Vorbereitung helfen.
Gehen Sie direkt auf Ihre Beschäftigten zu und suchen Sie das Gespräch, wenn diese sich selbst oder andere Personen gefährden. Sie zeigen damit, dass Sie gefährdende Verhaltensweisen im Blick haben und nicht dulden.
In einer Arbeitsgruppe treffen sich regelmäßig verschiedene Personen aus dem Unternehmen – beispielsweise Führungskräfte, Sicherheitsfachkräfte, Gesundheitsbeauftragte und Beschäftigte oder deren Vertreterinnen und Vertreter –, um gemeinsam Gefährdungen und Belastungen zu ermitteln, zu bewerten sowie Präventionsmaßnahmen und -konzepte zu erarbeiten.
Aktionstage senden ein starkes Signal an die Beschäftigten. Die Teilnehmenden befassen sich aktiv mit Fragestellungen zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und erarbeiten Lösungen zu konkreten Fragestellungen.
Um Beschäftigte für sicheres Verhalten zu gewinnen, kommt es vor allem auf klare Botschaften an. Jede und jeder hat ein anderes Vorwissen, andere Erfahrungen und andere Gewohnheiten. Diese fließen unbewusst in ein Gespräch ein. Klare, eindeutige Botschaften helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Wird zu viel Wissen vorausgesetzt oder „um den heißen Brei“ herumgeredet, werden Aussagen nicht verstanden und dann auch nicht berücksichtigt. Falsche Entscheidungen, Fehler und auch Unfälle können die Folge sein.
Außerdem spielt eine Rolle, wie etwas gesagt wird. Tonlage, Körperhaltung, Mimik und Gestik sind in der Kommunikation extrem wichtig und können sogar die Aussage des gesprochenen Texts überlagern. Ein einfacher Satz wie „Der Helm liegt im Auto“ ist zunächst einmal eine sachliche Information. Aber er kann weitere Botschaften enthalten. Beschäftigte, die schon etwas länger im Unternehmen sind, könnten aus der Aussage einen Appell heraushören, den Helm zu holen und aufzusetzen. Ein Azubi in der Einarbeitungszeit wird diese versteckte Botschaft dagegen vielleicht nicht wahrnehmen.
Diese verschiedenen Ebenen der Kommunikation sollten in einem Gespräch immer mitgedacht werden.
Um Arbeitsschutz richtig zu vermitteln, ist nicht nur das Gespräch wichtig – sondern auch das Vorbild. Wenn die Vorarbeiterin oder der Vorarbeiter an der lauten Baukreissäge den Gehörschutz aufsetzt, kann auf diese Weise ganz ohne Worte gezeigt werden, welches Verhalten wünschenswert ist. Führungskräfte, die für ihre eigene Gesundheit sorgen, nehmen daher eine wichtige Rolle in der Kommunikation für den Arbeitsschutz ein. Beschäftigte neigen dazu, Verhalten nachzuahmen und sich so wie andere in der Gruppe zu verhalten. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Vorgesetzten, die das gewünschte Verhalten selbst vorleben sollten. Umgekehrt bedeutet das: Wenn die Chefin oder der Chef selbst nicht für ihre oder seine Gesundheit sorgt, werden die Beschäftigten es auch nicht tun, denn: „Warum soll ich den Helm tragen, wenn der Chef es nicht immer macht?“
Gerade in der Baubranche gibt es viele Risiken, die ausdrücklich angesprochen werden sollten, etwa die Gefahr, von einem Dach herunterzustürzen. Diese Risiken den Beschäftigten zu vermitteln, ist oft nicht einfach. „Wir haben das schon immer so gemacht.“ Oder: „Es ist noch nie etwas passiert.“ Das sind Sätze, die viele Vorgesetzte schon gehört haben. Gerade die Routine wird zu einer besonderen Herausforderung: Je öfter etwas getan wird, desto geringer wird das Risiko eingeschätzt. Allerdings: Je häufiger man den Arbeitsschutz nicht einhält, umso wahrscheinlicher ist es, dass es irgendwann zu einem Unfall kommt. In solchen Fällen immer wieder auf die Gefahren hinzuweisen, bringt in der Regel nicht viel – die Beschäftigten stumpfen ab.
Generell beschäftigen sich viele Menschen dagegen lieber mit positiven Inhalten sowie Dingen, die auch einen Mehrwert für ihr privates Leben haben – hierzu zählt etwa der Erhalt der eigenen Gesundheit, da diese eine wichtige Rolle für das Privatleben und die Freizeit der Beschäftigten spielt. Nur wenn ich gesund bin und bleibe, kann ich nach Feierabend Fußball spielen, mit Freunden feiern oder die alte Scheune sanieren.
Darüber hinaus werden Hinweise eher angenommen, wenn sie mit konkreten Lösungen und Vorschlägen verbunden sind. Hier kann auch die Kommunikation von Risiken ansetzen: „Schütze dich vor Absturz und bleib gesund. Nutze die Hubarbeitsbühne und nicht die Leiter “ statt „Pass auf, dass du nicht von der Leiter fällst und dir das Bein brichst!”. Unsicherheiten oder Probleme im Verhalten von einzelnen Beschäftigten sollten in einem geschützten Rahmen und auf wertschätzende Art angesprochen werden – und nicht offen vor den Kolleginnen und Kollegen. Hier hilft es außerdem, sich auf einzelne Punkte zu konzentrieren, die Wahrnehmung des anderen zu erfragen und gemeinsam konstruktiv nach Lösungen zu suchen.
Es ist nicht einfach, die Themen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im täglichen Handeln der Beschäftigten zu verankern. Eine gute Kommunikation kann hierfür einen entscheidenden Beitrag leisten. Wenn Vorgesetzte immer wieder das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen, dabei auf geeignete Schutzmaßnahmen und den Wert der eigenen Gesundheit aufmerksam machen sowie selbst mit ihrem eigenen Sicherheitsverhalten Vorbild sind, werden die Beschäftigten den Arbeitsschutz stärker verinnerlichen.
1. März 2023