Porträt Thomas Banzhaf, Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportbau e.V. (BGL).
Bild: BGL - Rottenkolber
Im Gespräch

„Arbeitskräfte sind für uns sehr wertvoll“

Thomas Banzhaf, Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V., zum Klimawandel, Hitzeschutz und Nachwuchsförderung im Gartenbau.

Spürt der Garten- und Landschaftsbau die Folgen des Klimawandels? Wie kann er seine Beschäftigten vor der zunehmenden Hitze schützen? Und auf welche Weise schafft er es, den Nachwuchs für die Arbeit an grünen Lebensräumen zu begeistern? Diese und weitere Fragen beantwortet Thomas Banzhaf, Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL), in unserem heutigen Interview. 
 

Herr Banzhaf, Beschäftigte im Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) arbeiten ganzjährig im Freien. Welche Folgen hat der Klimawandel mit seinen zunehmenden Wetterextremen für Ihre Branche, insbesondere für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten? 

Seit vielen Jahren haben wir es immer öfter mit langen Hitzeperioden zu tun. Der weiße Hautkrebs ist im GaLaBau eine der häufigsten Berufskrankheiten. Der BGL und seine Landesverbände machen ihre Mitgliedsbetriebe regelmäßig auf die Vorsorgeangebote und notwendigen Schutzmaßnahmen für ihre Beschäftigten aufmerksam. Schatten, Pausen, Trinken, UV-Schutz – konkret heißt das: Ein GaLaBau-Betrieb sollte jedem Beschäftigten täglich drei Liter Flüssigkeit zur Verfügung stellen. Auch Sonnenschutz, Lichtschutzfaktor 50, sollte gestellt werden, dazu am besten noch Arbeitskleidung und Kopfbedeckung mit UV-Schutz. Sollte die Anzahl der Hitzetage weiter zunehmen, kommen wir an einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeit nicht mehr vorbei: morgens früher anfangen und mittags „Siesta“ machen. Als Arbeitgeber bin ich in der Verantwortung, meine Beschäftigten regelmäßig zum Thema Hitze- und Sonnenschutz zu informieren. Schließlich helfen die Schutzmaßnahmen nur dann, wenn alle konsequent mitmachen. Arbeitskräfte sind für uns sehr wertvoll. So bleiben sie lange gesund und leistungsfähig. Und: So eine Wertschätzung stärkt auch meine Arbeitgebermarke. 
 

Bieten die Veränderungen auch Chancen für die Geschäftsfelder und Auftragslage Ihrer Mitgliedsunternehmen? 

Auf jeden Fall! Der GaLaBau ist systemrelevant für die Bewältigung der Folgen des Klimawandels in unseren Städten. Denn die beste Klimaanlage sind doch Pflanzen, besonders Bäume, am besten viele davon, etwa in Parks und auf Grünflächen. Durch Wasserelemente und kluges Wassermanagement entsteht Verdunstungskühle, die bei Hitze eine Wohltat ist. Grünflächen in der Stadt bedeuten auch mehr Artenvielfalt, haben eine wichtige Freizeit- und Naherholungsfunktion, tragen zu Gesundheit und Wohlbefinden bei. Unsere Branche legt diese Grünflächen an, pflanzt die Bäume, begrünt Solardächer und Fassaden, pflegt professionell und klimastabil. Die neue Bundesregierung muss jetzt dringend weiter langfristig in den Klimaschutz und in Stadtgrün investieren! Das ist unverzichtbar, damit unsere Städte lebenswert bleiben.

Die Aufsichtsperson Denny Hillert zeigt anhand einer Melone wie gut ein Schutzhelm den Kopf schützt. Sein Oberkörper ist auf ein Smartphone montiert.
Bild: Jan-Peter Schulz, Roman Samokhin - stock.adobe.com

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GaLaBau bedeutet körperliche Arbeit: Wie schaffen es Ihre Mitgliedsbetriebe, dass die Beschäftigten auch in fortgeschrittenem Alter noch fit und einsatzfähig sind? 

Zum einen müssen wir die Beschäftigten etwa in ergonomischen Arbeitstechniken schulen, schon in der Ausbildung. Zum anderen müssen wir Hilfsmittel nutzen, um Muskelkraft zu unterstützen oder zu ersetzen, zum Beispiel Hebehilfen oder Maschinen, die uns schon heute die Arbeit enorm erleichtern. Bis zum professionellen Einsatz von Exoskeletten im GaLaBau wird es aber sicher noch etwas dauern. Zudem bieten wir Rahmenverträge zum Arbeitsschutz und Sicherheitstechnischen Dienst an, bei denen unsere Mitgliedsbetriebe Sonderkonditionen erhalten. Aus der Kombination von persönlicher Beratung und moderner Software entsteht ein individuelles Arbeitsschutzkonzept, von dem alle Beschäftigten profitieren und das ihre Arbeitskraft bestmöglich erhält. 
 

Wie sichtbar ist Ihre Branche für die junge Generation? Welche Mittel nutzen Sie als Verband, um Ihre Mitgliedsunternehmen bei der Gewinnung von Azubis zu unterstützen? 

Wir erleben einen großen Zulauf an jungen Menschen, die bei uns eine Ausbildung machen wollen. Der GaLaBau bietet tolle Aufstiegsmöglichkeiten: zuerst eine Ausbildung als Alternative zum Studium und dann als Meister, Techniker oder Unternehmer durchstarten. Man hat aber auch die Möglichkeit, in der Bauleitung oder in der Planung von Gärten, Grünanlagen oder Kinderspielplätzen seine Berufung zu finden. Die Nachwuchswerbekampagne unseres Ausbildungsförderwerks Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (AuGaLa) ist seit Jahrzehnten erfolgreich darin, den Beruf und die Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin und zum Landschaftsgärtner bei der jungen Zielgruppe bekannt zu machen. Das läuft heute vor allem durch authentische Einblicke auf Plattformen wie TikTok, Snapchat und Spotify sowie durch den Landschaftsgärtner- Cup, der als echtes Highlight junge Menschen für das Berufsfeld begeistert. Seit 2020 gibt es eine Fachkräfte-Kampagne, die wir aktuell weiterentwickeln und deutlich ausweiten. Denn der Wettbewerb um Fachkräfte hat sich extrem verschärft. Unser Ziel: das Image des Berufs und der Branche noch attraktiver zu machen. Die Botschaft: Unsere Arbeit ist sinnstiftend, krisenfest und bietet viele Entwicklungsmöglichkeiten für Menschen, die unsere grünen Lebensräume mitgestalten wollen.

Porträt Thomas Banzhaf, Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportbau e.V. (BGL).
Bild: BGL - Rottenkolber

Zur Person

Thomas Banzhaf ist seit 2023 Präsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. Zuvor engagierte sich der ausgebildete Landschaftsgärtner und Unternehmer aus Essen bereits über 20 Jahre in dem Verband, unter anderem als Vizepräsident und Schatzmeister. Die Geschäftsführung seines Gartenbauunternehmens hat er inzwischen an einen Nachfolger abgegeben.
 

21. Juni 2025

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