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Starthilfe - Azubis sicher ausbilden

Ihr Unternehmen bildet aus? Dann haben Sie großen Einfluss darauf, wie gesund und sicher junge Menschen den Rest ihres Lebens arbeiten werden. So gelingt die Vermittlung des Themas Arbeitssicherheit.

Viele junge Menschen haben vor Kurzem einen großen Schritt gemacht: Das Leben als Schülerin oder Schüler liegt hinter ihnen, nun stehen sie jeden Morgen als Azubi im Un­ternehmen „auf der Matte“ und verdienen ihr eigenes Geld. Das sind eine Menge Veränderungen. Einige Azubis finden sich schnell im Unternehmen ein, bei anderen dauert es et­was länger. Erfahrene Ausbilderinnen und Ausbilder wissen damit umzugehen und scheren nicht alle über einen Kamm, auch wenn für alle die gleichen Regeln gelten – wie Pünkt­lichkeit, Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Kollegialität.

„Vertrauenspersonen zu finden, ist immens wichtig“, betont Jörg Kaltofen von der BG BAU. Das erleichtere den Azubis das Ankommen im Unternehmen und das Kennenlernen der dortigen Regeln und Arbeitsabläufe. „Viele Betriebe stellen Azubis Mentorinnen und Mentoren zur Seite. Dabei geht es nicht nur um fachliche Aspekte, sondern auch um das Mitei­nander. Das beobachten die Azubis ganz genau.“
 

Azubis passen sich der Sicherheitskultur an

Damit spricht Kaltofen als Aufsichtsperson der BG BAU die Unternehmenskultur an – und da tickt jeder Betrieb anders. Ungeschriebene Regeln zu kennen, ist wichtig, um nicht anzuecken. Beispiel Fehlerkultur: Wird übergangen, wenn etwas schiefläuft, oder soll man es ansprechen? Beispiel Kommunikation: Darf man nachfragen oder hält man besser den Mund? Meist verstehen Neulinge sehr schnell, welches Verhalten erwünscht ist, auch bezüglich Sicherheit und Gesundheit. Jedes Unternehmen pflegt mehr oder weniger bewusst seine eigene „Sicherheitskul­tur“. Vorbilder sind dabei alle Kolleginnen und Kollegen, insbesondere Vorgesetzte.

„Wer wagt es schon, als einzige Person eine Warnweste zu tragen? “

Kaltofen gehört für die Region Süd zu einem bundeswei­ten Team für das Jugendprogramm der BG BAU, das Lehr­gangskonzepte und -­begleithefte entwickelt sowie Lehr­gänge in Überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ) anbietet. Pro Jahr profitieren 162 ÜAZ und mehr als 6.000 Azubis von diesem Angebot, zudem informiert das Team pro Jahr weitere 11.500 Auszubildende über den Arbeits­schutz. „Dabei können wir sicheres und gesundes Verhal­ten für jede Tätigkeit vermitteln“, erklärt Daniel Bernand, der für die Region Nord im Team ist. „Wenn die Azubis in den Betrieben jedoch etwas anderes vorgelebt bekommen, ist es viel von ihnen verlangt, das Gelernte beizubehalten. Oder wer wagt schon, als einzige Person eine Sicherheits­weste auf der Baustelle zu tragen – gerade als Neuling?“
 

Auf Überforderung achten

Viele Jugendliche legten zwar ein gesundes Selbstbe­wusstsein an den Tag. Aber eine aktuelle Umfrage unter Azubis im Maler­ und Lackiererhandwerk, die vom Arbeits­medizinischen Dienst der BG BAU durchgeführt wurde, legt nahe, dass sich viele Jugendliche überlastet fühlen – vor allem körperlich. Dabei geben viele an, zu rauchen, kaum Sport zu treiben und sich wenig um gesunde Ernäh­rung zu kümmern. Der Unternehmer Jens-­Uwe Lutz hat­te die Erhebung aus Anlass hoher Abbrecherquoten und Unfälle in der Branche angeregt. Seine Schlussfolgerung: „Viele Belastungen, die die Auszubildenden erleben, wer­den von den Chefs nicht wahrgenommen. Generell sollten wir unseren Fokus mehr auf die Azubis ausrichten und schauen, wie wir ihnen besser helfen können“, sagt der Inhaber eines Malerbetriebs aus Berlin.

Tatsächlich liegt branchenübergreifend die Quote der Arbeits­ und Wegeunfälle bei unter 25­-Jährigen beson­ders hoch. Davor sollen besondere Regelungen wie aus dem Jugendarbeitsschutzgesetz bewahren. „Wo Azubis schnell allein gelassen werden, ihnen Ausrüstung oder Informationen fehlen oder sie sogar mit gefährlichen Arbeiten ohne Aufsicht betraut werden, handeln Verantwortliche fahrlässig“, betont Kaltofen. Bernand ergänzt: „Ge­rade für die Unterweisung an Maschinen muss man sich Zeit nehmen, am bes­ten gemeinsam die Betriebsanweisung durcharbeiten.“ Er weist auf mehrsprachige Informationen von Herstellern und der BG BAU hin, zum Beispiel die App „Bausteine“.­
 

Blaue Titelgrafik BG BAU aktuell zeigt Kommunikation zwischen Chefin und Azubi per Messenger-Nachricht.
Bild: Florian Perez - xmedias GmbH

Beteiligung der gesamten Belegschaft

Einen sicheren und gesunden Start ins Berufsleben kön­nen weder die Chefetage noch die Ausbilderinnen und Ausbilder garantieren. Da ist die Fürsorge der gesamten Belegschaft gefragt – auch und gerade bei Azubis, die sich leicht von der Arbeit ablenken lassen, die wenig Eigen­initiative und Selbstständigkeit zeigen, sprachliche oder Verständnisschwierigkeiten haben.

„Die Ausbildung kann für beide Seiten Herausforderungen mit sich bringen. Wichtig ist, Erwartungen klar zu formu­lieren“, weiß Bernand und lenkt den Blick auf die Fähig­keiten der Azubis. „Wir alle können vom frischen Blick der Neulinge lernen, zum Beispiel bei einem gemeinsamen Rundgang. Beeindruckend ist auch, was die Generation mit dem Smartphone kann. Ich motiviere, dies für Recher­chen zum Arbeitsschutz zu nutzen. Die BG BAU hat da ei­nige interessante Angebote wie Filme, interaktive Lernmo­dule, Apps und sogar eine virtuelle Baustellenbegehung.“

Es gibt ein Sprichwort: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es das ganze Dorf.“ Auf Unternehmen und ihre Auszubil­denden übertragen, könnte es lauten: „Um einen Azubi erfolgreich und sicher auszubilden, braucht es die Unter­stützung des gesamten Betriebs“.

Kurzcheck: So starten Ihre
Auszubildenden erfolgreich!
Bild: BG BAU

1. November 2023

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