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Viele junge Menschen haben vor Kurzem einen großen Schritt gemacht: Das Leben als Schülerin oder Schüler liegt hinter ihnen, nun stehen sie jeden Morgen als Azubi im Unternehmen „auf der Matte“ und verdienen ihr eigenes Geld. Das sind eine Menge Veränderungen. Einige Azubis finden sich schnell im Unternehmen ein, bei anderen dauert es etwas länger. Erfahrene Ausbilderinnen und Ausbilder wissen damit umzugehen und scheren nicht alle über einen Kamm, auch wenn für alle die gleichen Regeln gelten – wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Kollegialität.
„Vertrauenspersonen zu finden, ist immens wichtig“, betont Jörg Kaltofen von der BG BAU. Das erleichtere den Azubis das Ankommen im Unternehmen und das Kennenlernen der dortigen Regeln und Arbeitsabläufe. „Viele Betriebe stellen Azubis Mentorinnen und Mentoren zur Seite. Dabei geht es nicht nur um fachliche Aspekte, sondern auch um das Miteinander. Das beobachten die Azubis ganz genau.“
Damit spricht Kaltofen als Aufsichtsperson der BG BAU die Unternehmenskultur an – und da tickt jeder Betrieb anders. Ungeschriebene Regeln zu kennen, ist wichtig, um nicht anzuecken. Beispiel Fehlerkultur: Wird übergangen, wenn etwas schiefläuft, oder soll man es ansprechen? Beispiel Kommunikation: Darf man nachfragen oder hält man besser den Mund? Meist verstehen Neulinge sehr schnell, welches Verhalten erwünscht ist, auch bezüglich Sicherheit und Gesundheit. Jedes Unternehmen pflegt mehr oder weniger bewusst seine eigene „Sicherheitskultur“. Vorbilder sind dabei alle Kolleginnen und Kollegen, insbesondere Vorgesetzte.
„Wer wagt es schon, als einzige Person eine Warnweste zu tragen? “
Kaltofen gehört für die Region Süd zu einem bundesweiten Team für das Jugendprogramm der BG BAU, das Lehrgangskonzepte und -begleithefte entwickelt sowie Lehrgänge in Überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ) anbietet. Pro Jahr profitieren 162 ÜAZ und mehr als 6.000 Azubis von diesem Angebot, zudem informiert das Team pro Jahr weitere 11.500 Auszubildende über den Arbeitsschutz. „Dabei können wir sicheres und gesundes Verhalten für jede Tätigkeit vermitteln“, erklärt Daniel Bernand, der für die Region Nord im Team ist. „Wenn die Azubis in den Betrieben jedoch etwas anderes vorgelebt bekommen, ist es viel von ihnen verlangt, das Gelernte beizubehalten. Oder wer wagt schon, als einzige Person eine Sicherheitsweste auf der Baustelle zu tragen – gerade als Neuling?“
Viele Jugendliche legten zwar ein gesundes Selbstbewusstsein an den Tag. Aber eine aktuelle Umfrage unter Azubis im Maler und Lackiererhandwerk, die vom Arbeitsmedizinischen Dienst der BG BAU durchgeführt wurde, legt nahe, dass sich viele Jugendliche überlastet fühlen – vor allem körperlich. Dabei geben viele an, zu rauchen, kaum Sport zu treiben und sich wenig um gesunde Ernährung zu kümmern. Der Unternehmer Jens-Uwe Lutz hatte die Erhebung aus Anlass hoher Abbrecherquoten und Unfälle in der Branche angeregt. Seine Schlussfolgerung: „Viele Belastungen, die die Auszubildenden erleben, werden von den Chefs nicht wahrgenommen. Generell sollten wir unseren Fokus mehr auf die Azubis ausrichten und schauen, wie wir ihnen besser helfen können“, sagt der Inhaber eines Malerbetriebs aus Berlin.
Tatsächlich liegt branchenübergreifend die Quote der Arbeits und Wegeunfälle bei unter 25-Jährigen besonders hoch. Davor sollen besondere Regelungen wie aus dem Jugendarbeitsschutzgesetz bewahren. „Wo Azubis schnell allein gelassen werden, ihnen Ausrüstung oder Informationen fehlen oder sie sogar mit gefährlichen Arbeiten ohne Aufsicht betraut werden, handeln Verantwortliche fahrlässig“, betont Kaltofen. Bernand ergänzt: „Gerade für die Unterweisung an Maschinen muss man sich Zeit nehmen, am besten gemeinsam die Betriebsanweisung durcharbeiten.“ Er weist auf mehrsprachige Informationen von Herstellern und der BG BAU hin, zum Beispiel die App „Bausteine“.
Einen sicheren und gesunden Start ins Berufsleben können weder die Chefetage noch die Ausbilderinnen und Ausbilder garantieren. Da ist die Fürsorge der gesamten Belegschaft gefragt – auch und gerade bei Azubis, die sich leicht von der Arbeit ablenken lassen, die wenig Eigeninitiative und Selbstständigkeit zeigen, sprachliche oder Verständnisschwierigkeiten haben.
„Die Ausbildung kann für beide Seiten Herausforderungen mit sich bringen. Wichtig ist, Erwartungen klar zu formulieren“, weiß Bernand und lenkt den Blick auf die Fähigkeiten der Azubis. „Wir alle können vom frischen Blick der Neulinge lernen, zum Beispiel bei einem gemeinsamen Rundgang. Beeindruckend ist auch, was die Generation mit dem Smartphone kann. Ich motiviere, dies für Recherchen zum Arbeitsschutz zu nutzen. Die BG BAU hat da einige interessante Angebote wie Filme, interaktive Lernmodule, Apps und sogar eine virtuelle Baustellenbegehung.“
Es gibt ein Sprichwort: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es das ganze Dorf.“ Auf Unternehmen und ihre Auszubildenden übertragen, könnte es lauten: „Um einen Azubi erfolgreich und sicher auszubilden, braucht es die Unterstützung des gesamten Betriebs“.
1. November 2023