Sicher arbeiten

Aerosole beim Sprühen und Schäumen

Das Reinigen mit Sprüh- und Schäumverfahren erzeugt Aerosole, bei denen neben Dämpfen auch feinste Tröpfchen der Reinigungsmittellösung entstehen und in die Luft gelangen. Wie hoch ist dabei die Belastung der Atemwege?

Die Aerosolbelastung beim Sprühen und Schäumen haben Dr. Uwe Musanke und Dr. Thorsten Reinecke von der BG BAU gemeinsam mit zwei Kolleginnen untersucht.

Sie haben gemessen, wie hoch die Aerosolbelastung beim Versprühen und Verschäumen ist. Was war der Anlass?

Dr. Uwe Musanke: Für das Reinigen mit dem Wischverfahren sind gute Basisinformationen über die Belastung durch Gase und Dämpfe vorhanden. Daraus lassen sich entsprechende Schutzmaßnahmen ableiten. Beim Sprühen und Schäumen entstehen zusätzlich Tröpfchen der Reinigungsmittellösung in der Luft, die eingeatmet werden können. Aber wir wissen wenig darüber, wie hoch deren Konzentration in der Atemluft ist. Dies wollten wir über unseren Versuch herausfinden.
 

Porträt Dr. Uwe Musanke, Prävention der BG BAU.
Dr. Uwe Musanke, Prävention der BG BAU
Bild: privat

Wie sind Sie vorgegangen?

Dr. Thorsten Reinecke: Wir haben mit drei unterschiedlichen Reinigungsmittelnund fünf unterschiedlichen Sprüh- und Schäumgeräten in vier verschiedenen Laborräumen gearbeitet. Insgesamt wurde bei elf Schäumverfahren und acht Sprühverfahren die jeweilige Aerosolbelastung in der Luft gemessen. Zwischen den Versuchen wurde stets gut gelüftet, bevor wir den nächsten Test begonnen haben. Wir haben ein Worst-Case-Szenario einer typischen Reinigungssituation simuliert, um abschätzen zu können, ob Grenzwerte während dieser Arbeiten überschritten werden.
 

Porträt Dr. Thorsten Reinecke, Prävention der BG BAU.
Dr. Thorsten Reinecke, Prävention der BG BAU
Bild: privat
Rückseite einer Dose mit Infos und Verwendungshinweisen, bei der der Satz "Ab dem 24. August 2023 muss vor der industriellen oder gewerblichen Verwendung eine angemessene Schulung erfolgen" mit einem blauen Rahmen hervorgehoben ist.
Bild: Klaus Kersting - BG BAU

Isocyanate im PU-Schaum: Sind Sie vorbereitet?

Isocyanate, die wesentlichen Ausgangsstoffe von Polyurethanen (PU) die als Bestandteil von PU-Schaum kaum aus dem Alltag am Bau wegzudenken sind, dürfen ab dem 24. August 2023 nur noch von geschultem Personal verwendet werden. 

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Welche Erkenntnisse haben Sie aus den gewonnenen Daten gezogen?

Dr. Uwe Musanke: Wir hatten erwartetet, eine deutlich höhere Exposition beim Sprühen im Vergleich zum Schäumen festzustellen. Das konnte jedoch nicht bestätigt werden. Aber es hat sich gezeigt, dass die Art und die Einstellungen der Sprüh- und Schäumgeräte einen großen Einfluss darauf haben, wie viele Tröpfchen in die Luft gelangen. Und wir schlussfolgern daraus, dass keine allgemeingültige Aussage über ein Verhältnis von Sprühen und Schäumen möglich ist. Als Fazit lässt sich festhalten, dass trotz der angenommenen Worst-Case-Szenarios eine Gesamtkonzentration von zwei Milligramm pro Kubikmeter (2 mg/m³) für die Aerosole nicht überschritten wurde.

Was heißt das für die Praxis?

Dr. Thorsten Reinecke: Es ist denkbar, dass abhängig von den Inhaltsstoffen gewisse Reinigungsmittel auch ohne Atemschutz versprüht oder verschäumt werden können – nämlich dort, wo der Grenzwert der Inhaltsstoffe größer ist als 2 mg/m³. Allerdings muss die Übertragbarkeit unserer Versuche auf reale Reinigungssituationen noch durch Arbeitsplatzmessungen belegt werden. Und jenseits vom Atemschutz: Um weitere Gefährdungen durch Gefahrstoffe bei Sprüh- oder Schäumverfahren zu verhindern, sind – wie jetzt schon üblich – persönliche Schutzmaßnahmen erforderlich. Grundsätzlich sind Schutzbrillen oder Visiere,  Chemikalienschutzhandschuhe sowie flüssigkeitsdichte oder sprühdichte Chemikalienschutzanzüge zu tragen.

21. März 2024

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