Der von Ihnen verwendete Browser wird von der BG BAU nicht mehr unterstützt. Es kann daher auf der BG BAU Website zu Darstellungsfehlern kommen.
Welches Potenzial im Lehm- und Holzbau für verschiedene Arten von Bauwerken steckt, zeigen aktuelle Beispiele aus Berlin, Brandenburg und Bayern. So lässt die Wohnbaugesellschaft STADT UND LAND in Berlin in einem Pilotprojekt seit Frühjahr 2022 drei mehrstöckige Gebäude mit 36 Wohnungen errichten, bei denen vor allem Lehm und Holz zum Einsatz kommen. Die Fertigstellung ist für Herbst 2024 geplant. Das Ziel ist es, die Entstehung von CO₂ beim Bau der Wohngebäude um 50 Prozent zu reduzieren und durch ein natürliches Raumklima auch später Energiekosten zu einsparen.
Zwei weitere Lehmhausprojekte entstehen aktuell in Bayern: in Bad Aibling ein dreigeschossiger Lehmsteinbau als Forschungsprojekt und ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten in Kirchheim bei München. Beide Vorhaben werden vom Büro ZRS Ingenieure GmbH aus Berlin umgesetzt. Treiber der Entwicklung ist Prof. Dr.-Ing. Christof Ziegert – zugleich Initiator der neuen Norm DIN 18940 „Tragendes Lehmsteinmauerwerk – Konstruktion, Bemessung und Ausführung“. Sie ist nach jahrelanger Vorarbeit im April dieses Jahres in Kraft getreten und EU-konform. Mehrstöckige Lehmstein-Häuser Mit der Einführung der neuen Norm ist es möglich, in Deutschland bis zu 13 Meter hohe Gebäude (bis Gebäudeklasse 4) aus tragendem Lehmsteinmauerwerk zu realisieren.
„Mit der neuen Norm ist es möglich, bis zu 13 Meter hohe Gebäude aus Lehm zu realisieren.“
Dies wird dem Baustoff Lehm einen deutlichen Aufschwung verschaffen, gibt sich Dipl.-Ing. Stephan Jörchel vom Dachverband Lehm optimistisch. Und Prof. Ziegert ergänzt: „Der Einsatz von Lehmbaustoffen ist im Zuge der Einsparung von Energie und Rohstoffen gerade stark am Wachsen.“
Ein Grund für das Wachstum beim Lehmbau dürfte sein, dass das CO₂- Äquivalent von erdfeucht geliefertem und dann sonnengetrocknetem Lehmputzmörtel nach DIN 18947 lediglich fünf Prozent eines zementgebundenen Putzmörtels ausmacht. Dazu kommen noch weitere Vorteile – etwa beim Arbeitsschutz. Durch Lehmbau fallen bestimmte Gefährdungen wie Verätzungsgefahren für Haut und Augen, wie sie bei kalk- und zementgebundenen Baustoffen bestehen, weg.
Ein besonderes Pilotprojekt für Lehm und andere natürliche Baustoffe ist die neue A14 als „grüne“ Autobahn im ländlichen Raum. Sie durchschneidet beim Dorf Nebelin ein Biosphärenreservat, weshalb besondere Umweltschutzauflagen einzuhalten sind.
Eine Machbarkeitsstudie schlägt nun konkret den Einsatz von Lehm in diverser Form als Stampflehm, aber auch als sogenannter Wellerlehm (eine Mischung mit Stroh, Heidekraut und Pflanzenfasern) vor – sowohl für die Lärmschutzwände als auch für die geplante Tank- und Raststätte. In beiden Fällen soll Lehm sein Potenzial als Hochbaumaterial unter Beweis stellen. Der Projekttitel wurde in Anlehnung an die bis zu 20 Meter hohe Stampflehm-Umfassungsmauer der Alhambra in Granada, Spanien, als Metapher für Dauerhaftigkeit und Baukultur gewählt. Noch steht die Realisierung der „Alhambra Brandenburgs“ als künftig größtes europäisches Lehmbauensemble der Neuzeit allerdings aus.
7. Dezember 2023