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Aus meiner Sicht war ein ganz zentraler Gedanke zum Arbeitsschutz lange Zeit nicht in den Köpfen vieler Kollegen der Baubranche verankert: nämlich, dass die Arbeitsschutzvorschriften nicht nur dem Schutz und der Gesundheit der Beschäftigten dienen, sondern auch den Fortbestand der Unternehmen und unserer Branche sichern. Das wollte ich ändern!
Wir haben bei der BG BAU viele Arbeitsunfälle intensiv auf deren Ursache hin untersucht. Dabei ging es häufig um Absturzunfälle im Zusammenhang mit Leitern, hoch gelegenen Arbeitsplätzen und Gerüsten. Die Ergebnisse zeigten, dass deutliche Einschnitte in den Arbeitsweisen und Veränderungen an den Arbeitsmitteln nötig sind, um möglichst schnell spürbare Veränderungen zu erreichen. Die darauf folgenden Gespräche mit der Branche waren nicht immer einfach. Daraus wird klar: Um die Akteure in der Praxis zu überzeugen, muss man sie von Anfang an einbinden!
Rückblickend freue ich mich, dass ich zu einem „Mehr“ an Zusammenarbeit beitragen konnte. Branchen, die ein auffälliges Unfallgeschehen haben und aus unterschiedlichen Gründen etwas widerspenstig sind, setzen sich seit einiger Zeit wieder mit der BG BAU an einen Tisch und erarbeiten gemeinsam praktikable Lösungen, um die Gefährdungen für Beschäftigte zu verringern. Darauf bin ich stolz! Außerdem konnten wir Wege finden, um den Präventionsgedanken nach vorne zu stellen und vor allem die kleineren und mittleren Unternehmen besser zu unterstützen. Bei der Abstimmung zwischen Ehrenamt, Hauptamt und den Töchtern der BG BAU fand ein reger Meinungsaustausch statt. Daraus hat sich das Konzept einer „Ganzheitlichen Prävention“ entwickelt. Das gemeinsame Ziel ist es, möglichst viele kleine Unternehmen durch persönliche Kontaktaufnahme von der Notwendigkeit des Arbeitsschutzes zu überzeugen. Auch ist es wichtig zu vermitteln, dass es sich lohnt, die Unterstützungsangebote der BG BAU anzunehmen.
Im Verlauf meines Berufslebens und auch mit dem Einstieg in die Organisationen unseres Berufsverbandes musste ich feststellen, dass vielerorts Unverständnis für den Arbeitsschutz herrschte und die BG BAU oft so hingestellt wurde, als wenn sie sich die Arbeitsschutzvorschriften ausdenken würden und die Unternehmer auf ihre Pflichten hinweisen, nur um die Unternehmer maßregeln zu können. Andererseits musste ich selbst, wie viele Kollegen auch die Erfahrung im Alltag eines Unternehmers machen, dass die zur Verfügung gestellte persönliche Schutzausrüstung und Arbeitsschutzmittel, trotz verpflichtender Hinweise, von unseren Beschäftigten nicht immer benutzt oder angewandt wurden. Inzwischen sind wir uns alle einig: Nicht nur der Unternehmer trägt eine Verantwortung zur Einhaltung und Bereitstellung von Arbeitsschutzmaßnahmen, auch die Beschäftigten sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich und müssen die bereitgestellten Arbeitsmittel nutzen. Das Motto lautet: Gemeinsam handeln und bei Gefahr „Stopp!“ sagen. Die Herausforderung wird bleiben, dass weiterhin ein möglichst intensiver persönlicher Kontakt mit Unternehmen wie auch Versicherten gepflegt wird, um Unfälle und das daraus resultierende Leid zu verhindern. Wenn es doch zu einem Unfall kommt, steht an erster Stelle die vollumfängliche Versorgung der Verunfallten. Es ist aber auch wichtig, dass ihre Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt wird, um den Fortbestand der Unternehmen zu unterstützen. Die BG BAU leistet hierzu wesentliche Beiträge und bietet umfangreiche Unterstützung zur Verbesserung der Gesundheit und Belastbarkeit unserer Beschäftigten – etwa mit Verhaltensschulungen wie dem Knie-, Rücken- und Hüftkolleg. Unternehmen wie auch Beschäftigte müssen diese Vorteile erkennen und wahrnehmen!
Der Weg ist das Ziel, wie schon der chinesische Philosoph Konfuzius feststellte. Dabei muss sich die BG BAU an dem veränderbaren, meist nicht vorherbestimmbaren Gesellschaftsverhalten orientieren und flexibel agieren.
Die Digitalisierung hat im Dachdeckerhandwerk etwa zur Verbesserung der Prozesse bei der Betriebsführung und der Planung und Logistik von Baustellen geführt. Künstliche Intelligenz wird im Dachdeckerhandwerk ebenfalls genutzt und steuert Photovoltaikanlagen, überwacht die Dichtheit von Flachdächern und die Bewässerung von Dach- und Fassadenbegrünungen. Für die Ausbildung und Unterweisung der Beschäftigten sowie für die Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen sind digitale Instrumente unverzichtbar. Anwendungen müssen aber nicht immer neu erfunden, sondern Bewährtes kann aktualisiert und der digitalen Anwendung zugeführt werden. Digitale Lösungen, etwa bei der Gefährdungsbeurteilung, sind in der heutigen, schnelllebigen Zeit zwingend erforderlich. Der Kontakt zwischen dem Unternehmer und den Beschäftigten muss auch in Belangen des Arbeitsschutzes in Echtzeit möglich sein. Das Wichtigste bei der Digitalisierung ist meiner Meinung nach immer, dass Rechtssicherheit für Unternehmen und Beschäftigte besteht und der Mensch Herr des Verfahrens bleibt. Die Maschine darf nicht den Ton angeben!
7. Dezember 2023