A. Ewald Kreuzer, Kreuzer Dachbau GmbH
Bild: Wolfgang Bellwinkel - BG BAU
Im Gespräch

„Arbeitsschutz lohnt sich für alle Seiten.“

A. Ewald Kreuzer, Dachdeckermeister und Mitglied im Vorstand der BG BAU, anlässlich seines Ausscheidens aus der Selbstverwaltung über sein Engagement für Arbeitsschutz, wichtige Weichenstellungen und den technischen Fortschritt im Dachdeckerhandwerk.

Herr Kreuzer, seit vielen Jahren sind Sie in der Selbstverwaltung der BG BAU aktiv. Was hat Sie persönlich motiviert, sich über so viele Jahre bei der BG BAU zu engagieren?

Aus meiner Sicht war ein ganz zentraler Gedanke zum Arbeitsschutz lange Zeit nicht in den Köpfen vieler Kollegen der Baubranche verankert: nämlich, dass die Arbeitsschutzvorschriften nicht nur dem Schutz und der Gesundheit der Beschäftigten dienen, sondern auch den Fortbestand der Unternehmen und unserer Branche sichern. Das wollte ich ändern!

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Bild: H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH - BG BAU

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Hat Ihre ehrenamtliche Tätigkeit in den Gremien der BG BAU Ihren Blick auf das Thema Arbeitsschutz und die Bedürfnisse der Branche verändert?

Wir haben bei der BG BAU viele Arbeitsunfälle intensiv auf deren Ursache hin untersucht. Dabei ging es häufig um Absturzunfälle im Zusammenhang mit Leitern, hoch gelegenen Arbeitsplätzen und Gerüsten. Die Ergebnisse zeigten, dass deutliche Einschnitte in den Arbeitsweisen und Veränderungen an den Arbeitsmitteln nötig sind, um möglichst schnell spürbare Veränderungen zu erreichen. Die darauf folgenden Gespräche mit der Branche waren nicht immer einfach. Daraus wird klar: Um die Akteure in der Praxis zu überzeugen, muss man sie von Anfang an einbinden!

A. Ewald Kreuzer, Kreuzer Dachbau GmbH
Bild: Wolfgang Bellwinkel - BG BAU

A. Ewald Kreuzer, Dachdeckermeister und Arbeitgebervertreter im Vorstand der BG BAU

A. Ewald Kreuzer ist Gründer und Inhaber der Firma Kreuzer Dachbau im bayerischen Neumarkt. Der Dachdeckermeister ist seit vielen Jahren als Arbeitgebervertreter in der Selbstverwaltung der BG BAU aktiv. Seit 2011 ist er Mitglied im Vorstand der BG BAU, außerdem leitete er über mehrere Jahre den Präventionsausschuss der BG BAU. Zur Sozialwahl 2023 verlässt er die Selbstverwaltung aus Altersgründen. Auch neben der BG BAU engagiert sich Kreuzer, unter anderem seit 2005 als Landesinnungsmeister des bayerischen Dachdeckerverbands.

Mit der diesjährigen Sozialwahl werden Sie aus Altersgründen aus Ihren Ämtern ausscheiden. Wenn Sie zurückblicken: Worauf sind Sie besonders stolz?

Rückblickend freue ich mich, dass ich zu einem „Mehr“ an Zusammenarbeit beitragen konnte. Branchen, die ein auffälliges Unfallgeschehen haben und aus unterschiedlichen Gründen etwas widerspenstig sind, setzen sich seit einiger Zeit wieder mit der BG BAU an einen Tisch und erarbeiten gemeinsam praktikable Lösungen, um die Gefährdungen für Beschäftigte zu verringern. Darauf bin ich stolz! Außerdem konnten wir Wege finden, um den Präventionsgedanken nach vorne zu stellen und vor allem die kleineren und mittleren Unternehmen besser zu unterstützen. Bei der Abstimmung zwischen Ehrenamt, Hauptamt und den Töchtern der BG BAU fand ein reger Meinungsaustausch statt. Daraus hat sich das Konzept einer „Ganzheitlichen Prävention“ entwickelt. Das gemeinsame Ziel ist es, möglichst viele kleine Unternehmen durch persönliche Kontaktaufnahme von der Notwendigkeit des Arbeitsschutzes zu überzeugen. Auch ist es wichtig zu vermitteln, dass es sich lohnt, die Unterstützungsangebote der BG BAU anzunehmen.

Rückseite einer Dose mit Infos und Verwendungshinweisen, bei der der Satz "Ab dem 24. August 2023 muss vor der industriellen oder gewerblichen Verwendung eine angemessene Schulung erfolgen" mit einem blauen Rahmen hervorgehoben ist.
Bild: Klaus Kersting - BG BAU

Isocyanate im PU-Schaum: Sind Sie vorbereitet?

Isocyanate, die wesentlichen Ausgangsstoffe von Polyurethanen (PU) die als Bestandteil von PU-Schaum kaum aus dem Alltag am Bau wegzudenken sind, dürfen ab dem 24. August 2023 nur noch von geschultem Personal verwendet werden. 

Zur Isocyanate-Schulung informieren und anmelden.

 

Wie hat sich der Arbeitsschutz in den letzten Jahren verändert? Welche Herausforderungen sehen Sie?

Im Verlauf meines Berufslebens und auch mit dem Einstieg in die Organisationen unseres Berufsverbandes musste ich feststellen, dass vielerorts Unverständnis für den Arbeitsschutz herrschte und die BG BAU oft so hingestellt wurde, als wenn sie sich die Arbeitsschutzvorschriften ausdenken würden und die Unternehmer auf ihre Pflichten hinweisen, nur um die Unternehmer maßregeln zu können.  Andererseits musste ich selbst, wie viele Kollegen auch die Erfahrung im Alltag eines Unternehmers machen, dass die zur Verfügung gestellte persönliche Schutzausrüstung und Arbeitsschutzmittel, trotz verpflichtender Hinweise, von unseren Beschäftigten nicht immer benutzt oder angewandt wurden. Inzwischen sind wir uns alle einig: Nicht nur der Unternehmer trägt eine Verantwortung zur Einhaltung und Bereitstellung von Arbeitsschutzmaßnahmen, auch die Beschäftigten sind für ihre Gesundheit mitverantwortlich und müssen die bereitgestellten Arbeitsmittel nutzen. Das Motto lautet: Gemeinsam handeln und bei Gefahr „Stopp!“ sagen. Die Herausforderung wird bleiben, dass weiterhin ein möglichst intensiver persönlicher Kontakt mit Unternehmen wie auch Versicherten gepflegt wird, um Unfälle und das daraus resultierende Leid zu verhindern. Wenn es doch zu einem Unfall kommt, steht an erster Stelle die vollumfängliche Versorgung der Verunfallten. Es ist aber auch wichtig, dass ihre Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt wird, um den Fortbestand der Unternehmen zu unterstützen. Die BG BAU leistet hierzu wesentliche Beiträge und bietet umfangreiche Unterstützung zur Verbesserung der Gesundheit und Belastbarkeit unserer Beschäftigten – etwa mit Verhaltensschulungen wie dem Knie-, Rücken- und Hüftkolleg. Unternehmen wie auch Beschäftigte müssen diese Vorteile erkennen und wahrnehmen!
Der Weg ist das Ziel, wie schon der chinesische Philosoph Konfuzius feststellte. Dabei muss sich die BG BAU an dem veränderbaren, meist nicht vorherbestimmbaren Gesellschaftsverhalten orientieren und flexibel agieren.

Illustration eines Lautsprechers mit Briefen.
Bild: Julien Eichinger - stock.adobe.com

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Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht künftig Innovationen wie die Digitalisierung oder künstliche Intelligenz im Dachdeckerhandwerk?

Die Digitalisierung hat im Dachdeckerhandwerk etwa zur Verbesserung der Prozesse bei der Betriebsführung und der Planung und Logistik von Baustellen geführt. Künstliche Intelligenz wird im Dachdeckerhandwerk ebenfalls genutzt und steuert Photovoltaikanlagen, überwacht die Dichtheit von Flachdächern und die Bewässerung von Dach- und Fassadenbegrünungen. Für die Ausbildung und Unterweisung der Beschäftigten sowie für die Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen sind digitale Instrumente unverzichtbar. Anwendungen müssen aber nicht immer neu erfunden, sondern Bewährtes kann aktualisiert und der digitalen Anwendung zugeführt werden. Digitale Lösungen, etwa bei der Gefährdungsbeurteilung, sind in der heutigen, schnelllebigen Zeit zwingend erforderlich. Der Kontakt zwischen dem Unternehmer und den Beschäftigten muss auch in Belangen des Arbeitsschutzes in Echtzeit möglich sein. Das Wichtigste bei der Digitalisierung ist meiner Meinung nach immer, dass Rechtssicherheit für Unternehmen und Beschäftigte besteht und der Mensch Herr des Verfahrens bleibt. Die Maschine darf nicht den Ton angeben!

7. Dezember 2023

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