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Der Verschluss des Anschnallgurts verzeiht keine Fehler, zumindest nicht, wenn man sich mit einem Sakko in einen Radlader setzt und mit dem neuartigen Rückhaltesystem sichert. Dann wird der feine Zwirn gelocht, sollte er dazwischengeraten. Das muss so fest sein. „Sonst taugt es nicht für den rauen Alltag auf dem Bau“, erklärt Niklas Kolmer, Fachkraft für Arbeitssicherheit beim Traditionsunternehmen Pfaffinger aus Passau. Dass es ein solches Rückhaltesystem für Baufahrzeuge gibt, ist ein Stück weit ihm und seinem nimmermüden Einsatz zu verdanken. Dafür wurde er nun durch die BG BAU mit der Medaille „Sicherheit am Bau“ ausgezeichnet: „Das erfüllt mich mit Stolz, ist aber auch Anerkennung für alle, die an der erfolgreichen Entwicklung des Anschnallsystems mitgeholfen haben, auch wenn nicht immer alles sofort funktioniert hat“, sagt Niklas Kolmer im Rahmen der Verleihung.
Die BG BAU verleiht die Medaille „Sicherheit am Bau“ an Menschen, die sich in besonderer Weise um die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz verdient gemacht haben. Ausgezeichnet werden Mitglieder und Versicherte der BG BAU, aber auch andere Personen, die sich für die Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren einsetzen. Die Medaille wird auch für lebensrettende Erste-Hilfe-Maßnahmen verliehen.
Kolmer kümmert sich zudem auch um das Umwelt- und Qualitätsmanagement beim alteingesessenen Passauer Bauunternehmen, das 1855 gegründet wurde und heute noch immer – bereits in der fünften Generation – inhabergeführt ist. Vom malerisch gelegenen Passauer Hauptsitz unmittelbar an der Donau ist man bundesweit im Rohrleitungs-, Hoch-, Anlagen- und Ingenieurbau sowie in der Energie- und Drilltechnik aktiv. Mit der Fertigung donauaufwärts in Hengersberg und den Niederlassungen in Leipzig, Dresden, Berlin, Stuttgart und München arbeiten heute insgesamt über 750 Fachleute für Pfaffinger. 2008 hat das Unternehmen seine Arbeitssicherheitsbelange nach den Vorgaben des AMS BAU organisiert und wurde bereits viermal erfolgreich begutachtet; die fünfte Wiederbegutachtung ist noch in diesem Jahr geplant. Generell begreift man bei Pfaffinger den Arbeitsschutz als Teil des Baugeschäfts: „Seien wir doch mal ehrlich: Am Ende zählt die Gesundheit doch mehr als alles andere. Fragen Sie doch mal einige unserer Kunden, Arbeitssicherheit ist ein Erfolgsfaktor“, erklärt Geschäftsführer Michael Häring.
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Dem fertigen Rückhaltesystem ging eine über zweijährige Testphase unter realen Arbeitsbedingungen voraus. Erstes wichtiges Etappenziel war der Einbau eines Prototyps in einen Radlader aus dem Pfaffinger-Fuhrpark im März 2021. Nicht jeder Maschinenführer im Unternehmen war begeistert, gerade weil es anfangs an der Zuverlässigkeit des Systems haperte. Kolmer musste einerseits im Betrieb viel Überzeugungsarbeit leisten und andererseits den Entwicklern beim Hersteller HSM fortlaufend Erkenntnisse aus den Tests vermitteln, um die Kinderkrankheiten auszumerzen. Für das Unternehmen war der Testaufwand nicht zu unterschätzen. Ein Radlader musste regelmäßig neu mit den nachgebesserten Versionen des Systems ausgerüstet und dafür zum Hersteller transportiert und wieder abgeholt werden. Damit nicht genug: Mitten in dieser Phase entschloss man sich bei Pfaffinger, den Radlader mit Rückhaltesystem neben dem Rohrleitungsbau auch im Betonbau unter anderen Bedingungen zu testen. Durch die detaillierten Hinweise des zuständigen Poliers gewannen Kolmer und seine Mitstreiter wichtige Hinweise zur Verbesserung des Systems. Nach mehr als einem Jahr, so Kolmer, sei der Anschnallmechanismus zuverlässig und alltagstauglich gewesen.
Übrigens: Die BG BAU fördert die Anschaffung des neuartigen Rückhaltesystems mit einer Arbeitsschutzprämie
Daraufhin entschied sich das Entwicklungsteam, das Rückhaltesystem auf der Bauma, der weltgrößten Messe für Baumaschinen, im Oktober 2022 auf dem Messestand der BG BAU erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen und erntete viel Lob und Interesse, aber auch Skepsis aus der Branche. Die Rückmeldungen und Erfahrungen der Messebesucherinnen und -besucher, die den Sicherheitsgurt bereitwillig einem Härtetest unterzogen, waren eine willkommene Rückmeldung. Sie wurde genutzt, um eine weitere Entwicklungsstufe bis März 2023 fertigzustellen. Von Beginn an tauschte sich Kolmer mit der zuständigen BG BAU-Aufsichtsperson Christian Trauner aus, der den Tiefbau-Fachmann Klaus-Michael Krell hinzuzog. Daraus ergab sich eine vorteil- wie beispielhafte Kooperation zwischen Hersteller, Anwendenden und Arbeitsschutz-Akteuren, die in einem marktreifen Produkt zugunsten einer ganzen Branche mündete.
Die Aufsichtsperson der BG BAU, Meister Denny, gibt Tipps zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz auf dem Bau.
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7. Dezember 2023
