Mit gutem Beispiel

Arbeitssicherheit vor Profit

Arbeitssicherheit genießt beim Familienunternehmen Jökel Bau aus Schlüchtern in Hessen absoluten Vorrang. Was die „Jökelaner“ anders machen, warum sie über den Tellerrand schauen und wie die Beschäftigten davon profitieren.

Bereits zum sechsten Mal Deutschlands Kundenchampion, Gewinner des Heribert-Späth-Preises für den besten Ausbildungsbetrieb im deutschen Handwerk, zweimal „TOP 100 Innovator“. Die Liste der Auszeichnungen für das Bauunternehmen Jökel Bau GmbH & Co. KG im hessischen Schlüchtern ließe sich fast beliebig lang fortsetzen. Das Familienunternehmen mit einer 137-jährigen Geschichte ist als Bauträger und in den Bereichen schlüsselfertiges Bauen, Rohbau sowie Tief- und Straßenbau tätig. Und – es hat sehr wenige Arbeitsunfälle. Die „Jökelaner“, wie sich die rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nennen, machen vieles anders.

 

„Abends gesund nach Hause kommen“

„Zuerst kommt die Arbeitssicherheit, damit unsere Mitarbeiter abends wieder gesund zu Hause und bei ihren Familien sind. Dann kommt die Qualität und erst danach sind wir natürlich auch ein Wirtschaftsunternehmen. Das kommt aber erst an dritter Stelle“, sagt Stefan Jökel, Geschäftsführer von Jökel Bau. Für mehr Verständnis und Akzeptanz des Themas Arbeitssicherheit werden bei Jökel Bau die organisatorisch vorgeschriebenen Stellen wie Sicherheitsbeauftragte oder Fachkräfte für Arbeitssicherheit auf mehrere Schultern verteilt. „Wir haben mehr Sicherheitsbeauftragte oder Fachkräfte für Arbeitssicherheit in unseren Teams, als vorgegeben wird“, ergänzt Klaus Köhler, Leiter der Abteilung Rohbau. „Früh übt sich“ ist auch bei Jökel Bau ein wichtiges Thema. Auszubildende von Anfang an für das Thema Arbeitssicherheit zu sensibilisieren, ist oftmals leichter als bei älteren Beschäftigten, die zuvor schon andere Erfahrungen gemacht haben.

Ein Bauarbeiter bohrt an einer gesicherten Absturzkante.
Bild: Jökel Bau

Arbeitssicherheit kann nur gelingen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Und das beginnt schon bei der Beschaffung. Die Firmenleitung legt Wert darauf, dass bei Maschinen und Schutzausrüstung immer der höchste Arbeitsschutzstandard zur Verfügung steht. „So haben sich beispielsweise unsere Mitarbeiter selbst ihren Arbeitsschutzhelm ausgesucht. Den haben wir nicht eingekauft, weil er günstig war und gerade mal so zugelassen ist“, sagt Stefan Jökel. Die Mitarbeiter haben zudem ein zusätzliches Budget für Sicherheitsausrüstung sowie für Arbeitskleidung und können sich aus einem Katalog das aussuchen, was ihnen gefällt.

 

Digitale Unterweisungen

Neben der richtigen Ausstattung ist es wichtig, dass die Unterweisungen den Beschäftigten im Idealfall sogar Spaß machen. „Das Befolgen der Arbeitsschutzmaßnahmen sollte schnell gehen, damit die Argumente, dass es zu lange dauert oder zu umständlich ist, nicht greifen“, erklärt Köhler. Für die Unterweisungen hat das Unternehmen auf eine digitale Lösung umgestellt, sodass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter flexibel und ohne Zeitdruck die Module bearbeiten können. „Gerade Mitarbeiter, die der deutschen Sprache nicht so mächtig sind, brauchen manchmal mehr Zeit“, so Köhler. Bevor neue Kolleginnen und Kollegen überhaupt auf die Baustelle kommen, gibt es im Rahmen der Einarbeitung in der „Jökel Akademie“ Unterweisungen an den Baumaschinen. Die neuen Beschäftigten sind dann erst einmal zwei Tage auf dem Bauhof. „Wir haben auf unserer internen Plattform zudem viele Videos hinterlegt, die die Bedienung von Baumaschinen zeigen, auch um Sprachbarrieren abzubauen. Das wollen wir weiter ausbauen“, sagt Peter Jökel, der zusammen mit seinem Bruder Stefan Jökel das Unternehmen leitet.

Rückseite einer Dose mit Infos und Verwendungshinweisen, bei der der Satz "Ab dem 24. August 2023 muss vor der industriellen oder gewerblichen Verwendung eine angemessene Schulung erfolgen" mit einem blauen Rahmen hervorgehoben ist.
Bild: Klaus Kersting - BG BAU

Isocyanate im PU-Schaum: Sind Sie vorbereitet?

Isocyanate, die wesentlichen Ausgangsstoffe von Polyurethanen (PU), die als Bestandteil von PU-Schaum kaum aus dem Alltag am Bau wegzudenken sind, dürfen ab dem 24. August 2023 nur noch von geschultem Personal verwendet werden. 

Zur Isocyanate-Schulung informieren und anmelden.

 

Über ein Tochterunternehmen von Jökel Bau werden zudem alle Prüfungen der Baumaschinen digital hinterlegt, sodass etwa die Aufsichtspersonen der BG BAU digital oder ausgedruckt auf einen Blick sehen können, welche Baumaschinen im Einsatz sind und welchen Prüfstatus diese haben. „Auch unsere Kettengehänge sind mit einen NFC-Chip ausgestattet“, erklärt Stefan Jökel.

 

Von anderen lernen

Generell hilft der Blick über den Tellerrand des eigenen Unternehmens. „Seit 2006 vergleichen wir uns bei den Arbeitsunfällen mit anderen Unternehmen aus der Bauwirtschaft“, sagt Peter Jökel. Dinge, die woanders besser gemacht wurden, haben die „Jökelaner“ anschließend bei sich umgesetzt. Das Ergebnis: ein hoher Arbeitsschutzstandard und ein lebendiges, lernendes System. Niemand ruht sich auf dem Erreichten aus, regelmäßig werden Anpassungen und Verbesserungen vorgenommen.

13. Juni 2024

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