Porträtfoto von Marcus Nachbauer, Präsident des Bundesverbands Gerüstbau
Bild: Bundesinnung Gerüstbau
Im Gespräch

„Eine gute Planung hilft eindeutig“

Wie lässt sich die Sicherheit in der Gerüstbaubranche weiter erhöhen? Auf was ist bei der Photovoltaikmontage zu achten? Zu diesen und weiteren Fragen nimmt Marcus Nachbauer, Präsident des Bundesverbands Gerüstbau, im folgenden Interview Stellung.

Herr Nachbauer, Gerüste leisten einen wichtigen Beitrag für mehr Sicherheit auf der Baustelle. Was sind die entscheidenden Faktoren, damit auch die Beschäftigten beim Auf- und Abbau von Gerüsten geschützt sind?

Der bestmögliche Schutz geht von einem verantwortungsbewussten, geordneten und vorausschauenden Handeln aller Beteiligten auf der Baustelle aus. Wie alle Arbeitgeber müssen auch Gerüstbauunternehmer zur Vorbereitung der Tätigkeiten ihrer Beschäftigten eine Gefährdungsbeurteilung erstellen. Die öffentlich-rechtlichen Vorschriften wie auch die Fachregelwerke von Bundesinnung und Bundesverband Gerüstbau sehen hier bereits heute umfängliche Regelungen vor, so insbesondere die TRBS 2121-1, die DGUV Information 201-011 oder die FRG 1. Die Hersteller von Gerüstsystemen haben spätestens seit 2019, dem Erscheinungsjahr der überarbeiteten TRBS 2121-1, technische Lösungen gegen Absturz geschaffen. Dort, wo technische Lösungen nicht einsetzbar sind, hilft die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA).

Von besonderer Bedeutung ist im Gerüstbau die Auswahl von geeigneten Beschäftigten. Wichtig sind hier klare Regelungen, die helfen, Beschäftigte vor Gefährdungen zu bewahren. Der angekündigte Wegfall von Eignungsuntersuchungen im Angebot des ASD der BG BAU sorgt daher aktuell für Unsicherheit in der Branche.

Auch wenn die Gefahr von Abstürzen beim Gerüstbau immer wieder im Fokus steht, ergeben Unfallanalysen, dass die Ursachen einer Vielzahl von Unfällen im gesamten Umfeld der Baustelle liegen. Sichere Verkehrswege, Ordnung und Sauberkeit sowie kurze Transportwege tragen auch beim Auf- und Abbau von Gerüsten zum Schutz der Beschäftigten bei. Hier sehen wir in der Praxis noch Luft nach oben, wobei den Bauherrn und Planern eine entscheidende Rolle zukommt. Eine gute Planung des gesamten Bauvorhabens hilft eindeutig, sicheres Arbeiten zu fördern.

Porträtfoto von Marcus Nachbauer, Präsident des Bundesverbands Gerüstbau
Bild: Bundesinnung Gerüstbau

Zur Person

Marcus Nachbauer ist seit über zehn Jahren Bundesinnungsmeister und Präsident des Bundesverbands Gerüstbau. Der Diplom-Betriebswirt (FH) aus Ludwigshafen ist außerdem geschäftsführender Gesellschafter des Gerüstbauunternehmens Eugen Nachbauer und übt seit 2019 das Amt des Vorsitzenden der Bundesvereinigung Bauwirtschaft aus.

Welche Herausforderungen gehen mit der Installation von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf Dächern einher und wie kann der Gerüstbau hier zum effizienten und sicheren Arbeiten beitragen?

Aus Gründen des Arbeitsschutzes ist zur Montage einer PV-Anlage in der Regel ein Gerüst erforderlich. Da im Gerüstbauer-Handwerk wie in den E-Handwerken die Auslastung hoch ist, verlangt dies eine gute logistische Planung. Grundlegend ist anzuraten, dass sich alle Beteiligten – also der Auftraggeber, der Planer und Monteur der PV-Anlage – von Beginn an mit der Notwendigkeit des Gerüsts auseinandersetzen und die Anfrage an den Gerüstbauunternehmer entsprechend frühzeitig stellen. Zum Gelingen einer guten Installation wird dringend empfohlen, Fachbetriebe des Gerüstbauer-Handwerks einzusetzen. Um die hier nötige Koordination zwischen den Gewerken zu erleichtern, haben Bundesinnung und Bundesverband Gerüstbau zuletzt gemeinsam mit dem Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke und den Berufsgenossenschaften einen Leitfaden erstellt. Er steht auf den Homepages beider Verbände zum Download bereit.

Illustration eines Lautsprechers mit Briefen.
Bild: Julien Eichinger - stock.adobe.com

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Können Sie eine Zwischenbilanz ziehen, wie gut die Einführung von Treppentürmen als Zugang zu Gerüsten in der Baubranche geklappt hat und welche Effekte diese in der Praxis haben?

Treppen als Zugänge zu Gerüsten haben mit der TRBS 2121-1 im Jahr 2019 noch mal einen Aufschwung erfahren. Allerdings muss man festhalten, dass es zu Beginn einige Missverständnisse gab, wer für die Planung und Umsetzung der Treppentürme verantwortlich ist. Der Abschnitt 4.3.2 der TRBS ist aber ganz klar an den Nutzer adressiert. Die Nachfrage nach Treppen ist gestiegen. Es ist aber auch zu beobachten, dass Auftraggeber aus Kostengründen auf eine Treppe als besondere Leistung nach ATV DIN 18451 verzichten möchten. Mit Blick auf die gesamte Baubranche können wir feststellen, dass die eigentlichen Nutzer – also die ausführenden Gewerke – den ergonomischen Nutzen von Treppen für ihre Beschäftigen erkannt haben und eigene Beauftragungen veranlassen. Die Entwicklung ist insgesamt als positiv zu bewerten.


Auf welche Weise schaffen Sie es, junge Menschen für den Beruf als Gerüstbauerin oder Gerüstbauer zu begeistern?

Auch im Gerüstbau ist Fachkräftesicherung ein wichtiges Thema. Um junge Menschen für unseren spannenden Beruf zu begeistern, haben wir eine eigene Imagekampagne aufgesetzt, die vor allem auf Social Media für eine Ausbildung zum Gerüstbauer wirbt. Unter dem Schlagwort „Gerüstbaulehre“ finden Sie uns auf Instagram, Facebook, TikTok und YouTube. Anfang 2025 haben wir die Kampagne einem Relaunch unterzogen. Mit dem neuen Slogan „Gerüstbau. Steht zusammen, hält zusammen“ möchten wir noch stärker als bisher betonen, dass Gerüstbau Teamwork ist und der Zusammenhalt in der Branche großgeschrieben wird.

19. März 2025

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