Porträt Ingolf Kluge, Sicherheitskoordinator.
Bild: Thomas Ecke Berlin
Mit gutem Beispiel

Ingolf Kluge: der handlungsstarke SiGeKo

Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatorinnen und -koordinatoren (SiGeKo) kümmern sich für den Bauherrn um den Arbeitsschutz auf Baustellen. Ingolf Kluge hat die SiGeKo-Rolle weiterentwickelt – mit Vorteilen für alle Beteiligten.

Für die Sicherheit der Beschäftigten ist laut Arbeitsschutzgesetz die Unternehmerin oder der Unternehmer verantwortlich. Doch wie ist das Thema Arbeitsschutz zwischen den Unternehmen geregelt, die zeitgleich auf einer Baustelle arbeiten, wenn sie sich im Rahmen ihrer Tätigkeiten gegenseitig gefährden, etwa durch herabfallendes Baumaterial oder Werkzeuge? Für diesen Fall hat der Gesetzgeber in der Baustellenverordnung (BaustellV) dem Bauherren Pflichten zugewiesen. Der Bauherr weiß die Dienste einer Koordinatorin oder eines Koordinators zu schätzen. Damit holt er sich die dringend notwendige Fachkompetenz auf die Baustelle, um seiner Verantwortung für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz rund um sein Bauprojekt nachzukommen.
 

SiGeKo der ersten Generation

Kluge ist SiGeKo durch und durch, und das von Beginn an: Mit Einführung der gesetzlichen Regelung 1998 gründete der studierte Bauingenieur in Offenbach ein Ingenieurbüro, das heute zehn Beschäftigte zählt. Zuvor hatte er als ausgebildete Fachkraft für Arbeitssicherheit die nötige Expertise in Theorie und Praxis gesammelt.

Gründungs- und Tiefbauarbeiten am Hauptgebäude des Terminals 3, Flughafen Frankfurt.
Herausforderung für SiGeKo: Tief- bzw. Rohbau des zentralen Gebäudekomplex des Terminals 3 im Jahr 2021.
Bild: Ingolf Kluge

Erweiterte Kompetenzen für die Großbaustelle

Vor allem bei großen Bauprojekten ist es Kluge in Absprache mit der Bauherrenvertretung gelungen, zum einen die SiGeKo-Rollen neu zu organisieren und zum anderen seine Befugnisse zu erweitern. Anlass dafür bot der Bau des Hauptstandorts der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main, erinnert sich Kluge. Damals hatte er sich mit mehreren SiGeKo-Kolleginnen und -Kollegen die Koordination der einzelnen Bauabschnitte aufgeteilt. Bald habe sich aber gezeigt, dass eine zentrale Ansprechperson gegenüber Bauüberwachung, Bauherrenvertretung sowie der Vielzahl an ausführenden Unternehmen und den Aufsichtsbehörden gebraucht werde. In Abstimmung mit den anderen SiGeKo übernahm Kluge daraufhin erstmals die Rolle eines übergeordneten Koordinators (Ü-SiGeKo).

Illustration eines Lautsprechers mit Briefen.
Bild: Julien Eichinger - stock.adobe.com

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Auf Projektebene teilen sich sogenannte projektbezogene Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatoren (P-SiGeKo) bauteilbezogen die Koordinationsaufgaben. Sie stehen in Kontakt zu den Bauleiterinnen und Bauleitern des jeweiligen Bauabschnitts und erstellen die SiGe-Planung in „ihrem“ Baubereich. Um schneller und direkter auf Arbeitsschutzprobleme und -verfehlungen reagieren zu können, übertrug der Bauherr den SiGeKo seine Weisungsbefugnis. Eine Entscheidung zugunsten des Arbeitsschutzes, die sich für derart groß dimensionierte Bauprojekte als vorteilhaft erwiesen hat.
 

SiGeKo: Funktion und Aufgaben

Die oder der SiGeKo kümmert sich um Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am Bau und koordiniert die sichere Zusammenarbeit mehrerer Gewerke. In der Planungsphase wie auch in der gesamten Bauphase prüft die oder der SiGeKo mögliche Gefahren und sorgt für ihre Beseitigung oder für die erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen. Die Rolle der oder des SiGeKo ist in der Baustellenverordnung §§ 3-5 (BaustellV) festgeschrieben. Demnach haben Betriebe auf der Baustelle die Weisungen der oder des SiGeKo zu berücksichtigen. Die SiGeKo-Aufgaben und erforderliche Qualifikation sind in der „Regel zum Arbeitsschutz auf Baustellen 30“ (RAB) aufgeführt.


Das gleiche Modell hat Kluge in jüngster Zeit beim Ausbau des Flughafens Frankfurt etabliert. Das aktuell größte privat finanzierte Infrastrukturprojekt Europas besteht aus zahlreichen Teilprojekten im Tief-, Hoch-, Gleis-, Straßen- und Ingenieurbau und hat nach Aussagen aller Beteiligten von Kluges Koordinationsmodell profitiert. „Eine solche Großbaustelle lässt sich nur sinnvoll koordinieren, wenn man weniger Sicherheitsfachkraft ist, die sich in Details von Arbeitsschutzmängeln verliert, sondern mit Blick für das große Ganze den ausführenden Firmen Hilfe zur Selbsthilfe bietet“, erklärt Ingolf Kluge.

Der Sicherheitskoordinator Ingolf Kluge steht auf einer Baustelle.
Ingolf Kluge in seiner Funktion als Ü-SiGeKo verantwortlich für Gesamtkoordination beim Bau des Terminal 3 am Frankfurter Flughafen im neuen Hauptgebäude.
Bild: Ingolf Kluge

Ein Leben für die Berufung Kluges Engagement geht dabei über seine eigentliche Aufgabe hinaus: Seit 2008 fungiert Infolf Kluge als Vizepräsident der Bundesingenieurkammer. 2018 wurde er zum Präsidenten der Ingenieurkammer Hessen gewählt. Daneben ist er in weiteren Berufsverbänden aktiv. Ausdauernd setzt er sich dafür ein, die Funktion des SiGeKo auf die Realität auf den Baustellen auszurichten. „Dazu braucht es auch Fingerspitzengefühl und Erfahrung, um die Beteiligten zu erreichen – gerade bei langwierigen Bauprojekten menschelt es, man muss ja über eine gewisse Zeit gut miteinander auskommen“, erklärt Kluge seinen beruflichen Ansatz. Damit das Bauen vorankommt – aber unter sicheren Arbeitsbedingungen.

5. September 2024

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