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Im Interview erläutert Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbands e. V., wie die Abbruchbranche mit Gefährdungen auf Baustellen umgeht, welche Unterstützung der Verband seinen Mitgliedern beim Thema Arbeitsschutz bietet und warum vor allem Stürme und Starkregen in Folge des Klimawandels eine Herausforderung für die Abrisstätigkeiten bedeuten.
Unsere Unternehmen wissen, dass jeder Unfall – erst recht, wenn es sich um einen schweren handelt – großes menschliches Leid verursacht. Aus diesem Grund tun sie alles dafür, Unfälle auf ihren Baustellen zu vermeiden, denn gesunde Mitarbeiter sind das Kapital eines jeden Unternehmens. Mit der nun erfolgten Unterzeichnung der Charta bekennt sich der Deutsche Abbruchverband auch nach außen hin zum Thema Arbeitsschutz. Nach innen informieren wir unsere Mitglieder über aktuelle Arbeitsschutzstandards und tragen so dazu bei, dass die Beschäftigten bestmöglich geschützt werden.
Die Arbeitssituationen auf Abbruchbaustellen ändern sich ständig entsprechend dem laufenden Arbeitsfortschritt. Alleine diese Veränderungen führen schon zu einem möglichen Gefahrenpotenzial. Die häufigsten Gefährdungen für Beschäftige gehen von Absturz- und Durchsturzgefahren, räumlicher Beengtheit und der Notwendigkeit aus, das Vorgehen kurzfristig ändern zu müssen, etwa als Folge unerwarteter baulicher Gegebenheiten. Hinzu kommen Schadstoffe, auf die sie unerwartet stoßen können, sowie Gefahren durch umstürzende oder herabfallende Bauteile.
Um sich sicher auf der Baustelle bewegen zu können, ist es unerlässlich, die lebenswichtigen Regeln einzuhalten. Dafür ist vor Baubeginn eine Gefährdungsbeurteilung als Voraussetzung für wirksame und baustellenbezogene Arbeitsschutzmaßnahmen vorgeschrieben. Mithilfe dieser vorausschauenden Beurteilung kann der Unternehmer möglichen Gefährdungen für jede einzelne Tätigkeit in konkreten betrieblichen Arbeitssituationen begegnen. Daraus ergeben sich dann zum Beispiel Sicherungsmaßnahmen für Absturzkanten, Bodenöffnungen und Baugruben. Wichtig ist aber auch, dass sich jeder einzelne Beschäftigte seiner eigenen Verantwortung für den Arbeitsschutz bewusst ist, die angeordneten Maßnahmen einhält und sich selbst verantwortungsbewusst verhält. Arbeitsschutz funktioniert nur als Teamwork.
In unserem Verbandsmagazin „ABBRUCH AKTUELL“ informieren wir regelmäßig über die Richtlinien zum Thema Arbeitsschutz und zu sicherheitsrelevanten Vorbereitungen für Abbrucharbeiten, damit unsere Mitglieder immer auf dem neuesten Stand sind. Dabei weisen wir auch auf die Informationsangebote der BG BAU hin. Schulungsangebote unserer Tochter, der DA Service GmbH, wie das Seminar „Arbeitssicherheit kompakt“ runden unser Angebot für unsere Mitglieder ab. Das Seminar vermittelt ein grundlegendes Verständnis für den Arbeitsschutz, um die Teilnehmer zu befähigen, die Sicherheit auf den Baustellen zu verbessern und die Unfallrisiken minimieren zu können. Unsere DA Service GmbH ist zudem eine ZUMBau anerkannte Prüfungsstätte, in der wir Lehrgänge zum „Geprüften Abbruchbagger- und Longfrontbaggerfahrer“ durchführen. Die Lehrgänge bieten ein anerkannt hohes Qualitätsniveau und dienen der Sicherheit auf den Baustellen. Darüber hinaus bezuschussen wir aus Verbandsmitteln die Teilnahme unserer Mitglieder an Seminaren zum Arbeitsschutz.
Die Abbruchbranche kann schon seit Langem nahezu witterungsunabhängig ganzjährig arbeiten. Von daher sind die jetzt zu verzeichnenden milderen Winter für unsere Branche nicht so bemerkenswert. Die möglichen Auswirkungen der zunehmenden „Hitzerekorde“ im Sommer auf die Beschäftigten gilt es, im Blick zu behalten, und hier durch geeignete Maßnahmen den erforderlichen Arbeitsschutz sicherzustellen. An dieser Stelle sehe ich auch durchaus den Gesetzgeber in der Verantwortung, mit einem flexibleren Arbeitszeitgesetz als bislang dem Arbeitsschutz auch unter diesen veränderten „Rahmenbedingungen“ Rechnung zu tragen.
Als größeres Problem erweisen sich Starkregen und Sturm, da etwa Kräne, Gerüste oder Bagger, welche Abbruchvorhänge halten, stark windempfindlich sind. Bei starken Windböen können diese schneller kippen. Bauteile, die durch den Abbruch gelockert wurden, und Bauschutt aus höheren Ebenen können durch starken Wind unkontrolliert herabfallen und Personen in der Nähe gefährden. Bei Starkregen können Kellergeschosse volllaufen oder Bauteile „aufschwimmen“ und zur Gefahr für die Beschäftigten werden. Dies und die entsprechenden Vorkehrungen dagegen sind zwar nichts Neues für unsere Branche, die Gefährdungen treten jetzt aber eben häufiger auf.
4. Juli 2024