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Im Jahr 2022 hatte die Bauwirtschaft zum ersten Mal weniger als 100.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle zu verzeichnen. Auch die Anzahl der tödlichen Arbeitsunfälle sank von 85 im Vorjahr auf 74 in 2022. Das sind gute Nachrichten. Aber jeder Unfall ist einer zu viel, produziert viel Leid für die Betroffenen und ihre Angehörigen und hat auch negative Folgen für die betroffenen Unternehmen. Daher besteht weiterhin hoher Handlungsbedarf.
Eine Analyse der Unfälle, die die BG BAU erfasst, zeigt, dass es bei manchen Tätigkeiten auf dem Bau zu besonders vielen und besonders schweren Unfällen kommt. Zu diesen sogenannten Unfallschwerpunkten mit Todesfolge gehören:
• Absturzunfälle
• Unfälle mit Baumaschinen
• Unfälle mit Bauteilen
Wenn Unternehmerinnen und Unternehmer besonderes Augenmerk auf die Sicherheit in diesen Tätigkeitsbereichen legen, können viele Unfälle vermieden werden.
Besonders gefährdet sind Beschäftigte, die in der Höhe arbeiten. Denn Absturz und insbesondere Durchsturz sind regelmäßig die führende Ursache für tödliche Arbeitsunfälle. Allein 2022 starben 35 Beschäftigte durch Absturz. Abstürze aus großer Höhe wie von Dächern, durch Lichtöffnungen und auch von Gerüsten enden besonders häufig tödlich. Aber: Etwa 50 Prozent der tödlichen Absturzunfälle passieren aus weniger als fünf Metern Höhe, die meisten davon aus Höhen zwischen zwei und drei Metern.
Zunächst sollten Sie sich immer fragen, ob das Arbeiten in der Höhe überhaupt nötig ist oder mit anderen Arbeitsmitteln oder -verfahren ersetzt werden kann. Zur Begutachtung von hoch gelegenen Bereichen wie Dächern eignen sich zum Beispiel Drohnen mit Kameras. In der Reinigung werden häufig Teleskopstangensysteme eingesetzt, die Reinigungsarbeiten vom Boden aus möglich machen. Lässt sich das Arbeiten in der Höhe nicht vermeiden, sollten Sie auf folgende Punkte achten:
• Sorgen Sie für funktionierende Schutzeinrichtungen in der Höhe und lassen Sie Ihre Beschäftigten niemals ungesichert in der Nähe von Absturzkanten arbeiten. Lichtöffnungen im Dach sind häufig schwer zu erkennen und nicht durchbruchsicher. Entsprechend müssen sie auch wie andere Absturzkanten gesichert werden.
• Weisen Sie Ihre Beschäftigten an, bei fehlenden Absturzsicherungen die Arbeiten in diesem Bereich einzustellen und die Mängel umgehend zu melden. Sorgen Sie für zügige Kennzeichnung und Sicherung des Gefahrenbereichs.
• Stellen Sie Ihren Beschäftigten sichere Alternativen zu Leitern zur Verfügung: zum Beispiel Treppentürme, Teleskopstangensysteme, Hubarbeitsbühnen, Ein-Personen- Gerüste oder Arbeitspodeste.
Als technische Maßnahme zur Absicherung von Absturzkanten auf Baustellen empfiehlt sich zum Beispiel der Einsatz temporärer Seitenschutzsysteme. Die BG BAU fördert die Anschaffung von Teilen solcher Systeme finanziell. Sie sind eine sichere Alternative zu individuell gefertigtem Seitenschutz aus Holz. Um die Verwendung von Leitern zu minimieren, zahlt die BG BAU Zuschüsse für Kleinst- Hubarbeitsbühnen, Ein-Personen-Gerüste, Teleskopstangensysteme sowie Arbeitspodeste.
Im Bereich der tödlichen Abstürze sind Unfälle in Verbindung mit Gerüsten am häufigsten. Dabei können einfache Maßnahmen das Leben retten:
• Lassen Sie Ihre Beschäftigten nur geeignete, freigegebene und vollständige Gerüste betreten.
• Tolerieren Sie keine Mängel und Manipulationen. Stellen Sie die Arbeiten ein, wenn Absturzgefahr droht.
• Weisen Sie Ihre Beschäftigten an, Durchstiegsöffnungen geschlossen zu halten.
Nicht nur beim Arbeiten in der Höhe, sondern generell gilt: Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) sind das letzte Mittel der Wahl, wenn eine technische oder organisatorische Sicherung der Beschäftigten nicht möglich oder nicht ausreichend sicher ist. PSA kann auch ergänzend unterstützen. Beim Arbeiten in der Höhe ist ein Schutzhelm mit Kinnriemen sinnvoll, um Verletzungsrisiken weiter zu verringern. Dank Kinnriemen bleibt der Helm auch bei einem Sturz auf dem Kopf und schützt diesen beim Aufprall.
Die BG BAU beteiligt sich finanziell an der Nachrüstung von Rückfahrkameras bei Baumaschinen und Lastkraftwagen, um die Sicht nach hinten zu verbessern. Ebenfalls geförderte Seitenkameras bei Baggern und Lkw verbessern die Sicht zur Seite. Außerdem bietet die BG BAU eine Arbeitsschutzprämie für ein nachrüstbares Rückhaltesystem, das die Beschäftigten „zwingt“, das System vor Fahrtantritt zu schließen und sie so im Falle eines Unfalls in der schützenden Kabine hält.
Nach den Absturzunfällen sind Baumaschinen als zweithäufigstes für Todesfälle auf Baustellen verantwortlich. Neben dem schlichten Übersehen von Personen, beispielsweise beim Rückwärtsfahren, ist das Umkippen der Radlader oder Bagger an Absturzkanten und Böschungen ein Problem, was viele Beschäftigte nicht auf dem Schirm haben. „Wenn die Karre kippt, spring ich noch schnell raus!“ – dieser Fluchtreflex hat in der Realität mitunter tödliche Folgen, wenn Beschäftigte durch die tonnenschweren Baumaschinen erschlagen werden. Rund jeder fünfte Unfall mit umkippenden Baumaschinen endet tödlich. Eine wichtige Ursache hierfür: Trotz Anschnallpflicht legen nur etwa 20 Prozent der Maschinenführerinnen und Maschinenführer den Gurt an.
• Baustellenplanung: Legen Sie gesonderte Entlade- und Lagerflächen an und trennen Sie nach Möglichkeit Transport-, Verkehrs- und Fußwege.
• Rüsten Sie Rückfahrkameras und Personenerkennungssysteme in Ihren Baumaschinen nach, falls diese Systeme nicht schon werksseitig verbaut wurden.
• Unterweisen Sie Baumaschinenführerinnen und -führer zu umsichtiger Fahrweise und fordern sie diese auf, die Anschnallsysteme zu nutzen.
Kippende, herabfallende oder zusammenbrechende Bauteile belegen bei den Ursachen für tödliche Unfälle den dritten Platz. Das sogenannte serielle Bauen hat verschiedene Vorteile: Es reduziert die Baukosten um fünf bis zehn Prozent. Große Teile des Bauvolumens müssen nicht mehr wie bisher auf der wetterabhängigen Baustelle erbracht werden, sondern können als einzelne Gebäudeteile in der Halle vorgefertigt werden. Damit ist ein schnellerer Baufortschritt möglich und die Wahrscheinlichkeit von Mängeln nimmt ab.
Damit der Umgang mit großen Bauteilen auch sicher und effektiv ist, muss in die Planung investiert werden. Transport, Zwischenlagerung und Montage der großen Bauteile müssen durchdacht sein, damit diese sicher ausgeführt werden können. Herunterfallende, zerbrechende oder umfallende Bauteile haben im Jahr 2022 zu elf tödlichen Arbeitsunfällen auf Baustellen geführt. „Es gibt spezielle Gefährdungen und Herausforderungen, die bei ihrer Herstellung, ihrem Transport und ihrer Verwendung zu berücksichtigen sind“, mahnt Dipl.-Ing. Bernd Merz, Arbeitsschutzexperte der BG BAU. „Dies belegen sehr deutlich die verhältnismäßig hohen Entschädigungsleistungen der BG BAU für Unfälle im Zusammenhang mit dem Transport von Betonfertigteilen auf der Baustelle, deren Zwischenlagerung und Einbau. Das zeigt: Der Handlungsbedarf ist hoch.“
• Unterweisen Sie Ihre Beschäftigten im korrekten Anschlagen von großen Lasten, damit etwa die Gefahren beim Be- und Entladen der Bauteile minimiert werden.
• Stellen Sie sicher, dass dem Personal vor Ort die Montageanweisung bekannt ist, vorliegt und beim Einbau beachtet wird.
• Achten Sie beim Transport auf der Baustelle und einer möglichen Zwischenlagerung darauf, dass keine Vorschädigungen verursacht werden.
• Sorgen Sie dafür, dass Bauteile richtig und sicher abgestützt werden.
Auch für die Arbeit mit großen Bauteilen gibt es technische Lösungen, an deren Anschaffung sich die BG BAU finanziell beteiligt. Wird ein ferngesteuerter Automatikhaken verwendet, können Lasten sicher an- und abgeschlagen werden, ohne dass sich Beschäftigte in die Höhe begeben müssen, um den Haken manuell zu schließen oder zu lösen.
Jeder Unfall und jeder Todesfall auf der Baustelle ist einer zu viel. Kleine und große Maßnahmen können für Verbesserungen sorgen und Leben retten. Lassen Sie uns alle daran mitwirken, dieses Ziel zu erreichen!
6. Mai 2024