Arbeitswelt im Wandel

Revolutioniert RFID die Baubranche?

Die RFID-Technologie ist ein Hoffnungsträger für die Bauwirtschaft. Sie hat das Potenzial, die Digitalisierung am Bau anzuschieben, und könnte auch den Arbeitsschutz voranbringen.

Die Radiofrequenz-Identifikation (RFID) ist keine neuartige Technologie – sie findet im Einzelhandel zur Sicherung von Waren seit Längerem breite Verwendung. Zunehmend kommt sie auch im industriellen Bereich zum Einsatz, mit Vorteilen, die den traditionellen Einsatz von Barcodes übertreffen. Denn RFID kommt ohne direkte Sichtverbindung aus. Das funktioniert über einen Transponder, meist auf Basis eines wiederbeschreibbaren Chips, der passiv oder aktiv Signale aussendet, die gleichzeitig von einem Scanner gelesen werden können. Mit diesen Eigenschaften ist die RFID-Technik auch für die Baubranche interessant und könnte dort einen wichtigen Baustein der Digitalisierung bilden. Dafür bieten sich gleich mehrere Anwendungsfelder an.
 

Zwei Bauarbeiter mit Schutzhelm und Warnschutz-Softshelljacke stehen mit einem Tablet in der Hand auf einer Baustelle. Ein Teil des Bildes ist als Schallwelle ausgeschnitten.
Bild: Halfpoint - stock.adobe.com

Arbeitsmittel lokalisieren und verwalten

RFID-basierte Systeme können sinnvoll sein, um den Überblick über Werkzeuge und Maschinen zu behalten, ihre Nutzung echtzeitbasiert und effizient zu verwalten und sie vor Diebstahl zu schützen. Dafür werden Werkzeuge oder Maschinen mit RFID-Etiketten versehen. Sie lassen sich anschließend in einem virtuellen Bestand verwalten, indem Beschäftigte die von den Etiketten ausgehenden Signale über eine Smartphone-App scannen und so Standort, Zustand und Verwendung erfassen. Das gibt dem Innendienst die Möglichkeit, die Anzahl und Identität der Arbeitsmittel aus der Ferne zu überwachen. Die Etiketten sind robust und trotzen den rauen Bedingungen auf Baustellen. Damit versehene Gegenstände lassen sich auf unübersichtlichen Lagerplätzen identifizieren – auch wenn sie mit Schlamm oder Schnee bedeckt sein sollten.

Illustration eines Lautsprechers mit Briefen.
Bild: Julien Eichinger - stock.adobe.com

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Bestandsverwaltung

Was für Arbeitsmittel möglich ist, kann auch für Baumaterialien gelten – nur sind ihre Fluktuation und Mobilität noch weitaus dynamischer. RFID ermöglicht hier eine fortlaufend aktualisierbare und effektive Bestandsverwaltung: In Verbindung mit einer Datenbank erhalten Unternehmen einen Überblick über den Lagerbestand von Bauteilen mit echtzeitbasierten Informationen zu verbrauchsbedingten Schwankungen, ob Kunden dafür bezahlt haben und wo sie sich im Workflow befinden.
 

Schwarz-Weiß-Bild eines Schraubenkopfes mit schwarzer, runder Platte in der Mitte.
Schraubenkopf mit eingelassenem RFID-Chip (schwarz)
Bild: © Sraleppal – eigenes Werk, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36707220

Gefährdungen mit RFID in den Griff bekommen

Auch der Arbeitsschutz könnte von RFID-Anwendungen profitieren: Aktive RFID-Systeme, die an möglichen Gefahrstellen platziert werden, können Barrieren schaffen, die sich nähernde Personen sofort auf diese Gefahren aufmerksam machen. Parallel ließe sich mit in der Arbeitskleidung oder persönlichen Schutzausrüstung (PSA) integrierten RFID-Etiketten steuern, ob Beschäftigte über die erforderliche Qualifikation oder Zertifizierung verfügen beziehungsweise mit der ausreichenden PSA ausgestattet sind, um die vorgesehenen Tätigkeiten in solchen Gefährdungsbereichen auszuführen. Weiterhin wäre mit RFID eine Überwachung von Absturzsicherungs- und anderen Sicherheitssystemen am Arbeitsplatz denkbar. Damit ließen sich in Echtzeit relevante Informationen wie Hersteller, Händler, Prüfungszeitpunkt, Standort und Nutzung an die verantwortlichen Stellen weitergeben. An dieser Stelle ist ein Blick auf das Thema Datenschutz sowie die Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten sowie betriebs- und arbeitsrechtlicher Regeln unumgänglich.
 

Zwischen Daumen und Zeigefinger wird ein RFID-Tag gehalten. Er befindet sich auf der Arbeitskleidung. Er sendet Signalwellen.
Bild: Jochen Seelhammer - stock.adobe.com

Wartung und Inspektion

Die bereits angesprochene RFID-basierte Datenbank lässt sich um Wartungsinformationen und -fristen für darin verzeichnete Maschinen, Geräte oder Bauteile erweitern. Im Fall von Arbeitsmitteln oder -materialien, die unter der Erde liegen oder sich an schwer zugänglichen Stellen befinden, ist der Zugriff ohne direkte Sichtverbindung über RFID-Etiketten besonders nützlich. Mit RFID-Tags versehene Abwasserrohre, Telekommunikationskabel oder elektrische Leitungen können ohne direkten Zugriff gescannt und etwa das Bau- und Montagejahr ausgelesen werden, um festzustellen, ob Wartungen oder Inspektionen erforderlich sind. Dies ist nur eine Auswahl möglicher Anwendungen für RFID in der Baubranche – weitere sind durchaus denkbar. Das Entwicklungspotenzial und der Bedarf sind groß.
 

Nahaufnahme mehrerer RFID-Tags. Diese werden zur Nachverfolgung und Identifikation sowie als Anti-Diebstahl-System im Handel und Einzelhandel verwendet. Ausschnitte bilden Schallwellen.
Nahaufnahme mehrerer RFID-Tags. Diese werden zur Nachverfolgung und Identifikation sowie als Anti-Diebstahl-System im Handel und Einzelhandel verwendet. Ausschnitte bilden Schallwellen.
Bild: Demianastur - stock.adobe.com
Rückseite einer Dose mit Infos und Verwendungshinweisen, bei der der Satz "Ab dem 24. August 2023 muss vor der industriellen oder gewerblichen Verwendung eine angemessene Schulung erfolgen" mit einem blauen Rahmen hervorgehoben ist.
Bild: Klaus Kersting - BG BAU

Isocyanate im PU-Schaum: Sind Sie vorbereitet?

Isocyanate, die wesentlichen Ausgangsstoffe von Polyurethanen (PU) die als Bestandteil von PU-Schaum kaum aus dem Alltag am Bau wegzudenken sind, dürfen ab dem 24. August 2023 nur noch von geschultem Personal verwendet werden. 

Zur Isocyanate-Schulung informieren und anmelden.

 

7. Dezember 2023

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