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Die Radiofrequenz-Identifikation (RFID) ist keine neuartige Technologie – sie findet im Einzelhandel zur Sicherung von Waren seit Längerem breite Verwendung. Zunehmend kommt sie auch im industriellen Bereich zum Einsatz, mit Vorteilen, die den traditionellen Einsatz von Barcodes übertreffen. Denn RFID kommt ohne direkte Sichtverbindung aus. Das funktioniert über einen Transponder, meist auf Basis eines wiederbeschreibbaren Chips, der passiv oder aktiv Signale aussendet, die gleichzeitig von einem Scanner gelesen werden können. Mit diesen Eigenschaften ist die RFID-Technik auch für die Baubranche interessant und könnte dort einen wichtigen Baustein der Digitalisierung bilden. Dafür bieten sich gleich mehrere Anwendungsfelder an.
RFID-basierte Systeme können sinnvoll sein, um den Überblick über Werkzeuge und Maschinen zu behalten, ihre Nutzung echtzeitbasiert und effizient zu verwalten und sie vor Diebstahl zu schützen. Dafür werden Werkzeuge oder Maschinen mit RFID-Etiketten versehen. Sie lassen sich anschließend in einem virtuellen Bestand verwalten, indem Beschäftigte die von den Etiketten ausgehenden Signale über eine Smartphone-App scannen und so Standort, Zustand und Verwendung erfassen. Das gibt dem Innendienst die Möglichkeit, die Anzahl und Identität der Arbeitsmittel aus der Ferne zu überwachen. Die Etiketten sind robust und trotzen den rauen Bedingungen auf Baustellen. Damit versehene Gegenstände lassen sich auf unübersichtlichen Lagerplätzen identifizieren – auch wenn sie mit Schlamm oder Schnee bedeckt sein sollten.
Was für Arbeitsmittel möglich ist, kann auch für Baumaterialien gelten – nur sind ihre Fluktuation und Mobilität noch weitaus dynamischer. RFID ermöglicht hier eine fortlaufend aktualisierbare und effektive Bestandsverwaltung: In Verbindung mit einer Datenbank erhalten Unternehmen einen Überblick über den Lagerbestand von Bauteilen mit echtzeitbasierten Informationen zu verbrauchsbedingten Schwankungen, ob Kunden dafür bezahlt haben und wo sie sich im Workflow befinden.
Auch der Arbeitsschutz könnte von RFID-Anwendungen profitieren: Aktive RFID-Systeme, die an möglichen Gefahrstellen platziert werden, können Barrieren schaffen, die sich nähernde Personen sofort auf diese Gefahren aufmerksam machen. Parallel ließe sich mit in der Arbeitskleidung oder persönlichen Schutzausrüstung (PSA) integrierten RFID-Etiketten steuern, ob Beschäftigte über die erforderliche Qualifikation oder Zertifizierung verfügen beziehungsweise mit der ausreichenden PSA ausgestattet sind, um die vorgesehenen Tätigkeiten in solchen Gefährdungsbereichen auszuführen. Weiterhin wäre mit RFID eine Überwachung von Absturzsicherungs- und anderen Sicherheitssystemen am Arbeitsplatz denkbar. Damit ließen sich in Echtzeit relevante Informationen wie Hersteller, Händler, Prüfungszeitpunkt, Standort und Nutzung an die verantwortlichen Stellen weitergeben. An dieser Stelle ist ein Blick auf das Thema Datenschutz sowie die Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten sowie betriebs- und arbeitsrechtlicher Regeln unumgänglich.
Die bereits angesprochene RFID-basierte Datenbank lässt sich um Wartungsinformationen und -fristen für darin verzeichnete Maschinen, Geräte oder Bauteile erweitern. Im Fall von Arbeitsmitteln oder -materialien, die unter der Erde liegen oder sich an schwer zugänglichen Stellen befinden, ist der Zugriff ohne direkte Sichtverbindung über RFID-Etiketten besonders nützlich. Mit RFID-Tags versehene Abwasserrohre, Telekommunikationskabel oder elektrische Leitungen können ohne direkten Zugriff gescannt und etwa das Bau- und Montagejahr ausgelesen werden, um festzustellen, ob Wartungen oder Inspektionen erforderlich sind. Dies ist nur eine Auswahl möglicher Anwendungen für RFID in der Baubranche – weitere sind durchaus denkbar. Das Entwicklungspotenzial und der Bedarf sind groß.
7. Dezember 2023