Arbeitswelt im Wandel

Baggern mit Strom?

Fahrzeuge und Maschinen mit Elektroantrieb gibt es inzwischen für viele Einsatzzwecke. Wie weit ist die Entwicklung in der Baubranche? Wir werfen einen Blick auf verfügbare Modelle sowie die Vor- und Nachteile der neuen Technik.

Elektrische Antriebe sind in verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen auf dem Vormarsch. Viele Haushalte verfügen inzwischen über Elektrofahrräder oder Elektroautos. Die Elektrowelle hat inzwischen auch den Markt für Nutzfahrzeuge erreicht, etwa bei den Transportern bis 3,5 Tonnen. Doch wie sieht es bei Baumaschinen aus? Gibt es auch hier bereits elektrisch angetriebene Modelle und – wenn ja – bewähren sie sich in der Praxis?
 

Einsatz in speziellen Bereichen

Viele Hersteller und auch Vermieter für Baumaschinen haben inzwischen Elektromodelle im Angebot. Die Palette reicht von elektrisch angetriebenen Minibaggern über kleinere Radlader bis hin zu Bau-Lkw und Raupenkranen (siehe Kasten). Martin Sebestyén, Bereichsleiter Flottenmanagement & Pricing bei der Zeppelin Rental GmbH, berichtet, dass sein Unternehmen bereits seit 2017 elektrisch angetriebene Radlader vermiete. Und werden die Maschinen auch gebucht? „Im Vergleich zu konventionell angetriebenen Maschinen ist der Umfang noch gering, steigt jedoch an. Elektrisch betriebene Baumaschinen werden vor allem in Innenräumen, zum Beispiel für den Innenabbruch oder Bauarbeiten in Tiefgaragen und in Tunneln eingesetzt“, so Sebestyén.

Illustration eines Lautsprechers mit Briefen.
Bild: Julien Eichinger - stock.adobe.com

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Ein Bagger schaufelt Sand.
Bild: bannafarsai - stock.adobe.com

Diese Beobachtung zeigt, dass Elektroantriebe Vorteile für den Arbeitsschutz haben: Da sie keine Emissionen ausstoßen, drohen in Innenräumen auch keine Kohlenmonoxidvergiftung oder Gesundheitsschäden durch Dieselpartikel. Beim Einsatz von Verbrennungsmotoren in Innenräumen wären hingegen Schutzmaßnahmen wie Absaug- und Filteranlagen nötig. Darüber hinaus werden elektrische Baumaschinen häufiger im Garten- und Landschaftsbau sowie in Innenstädten eingesetzt. „Sie sind leiser und vibrationsärmer als konventionell angetriebene Maschinen“, berichtet Daniel Bernand, Aufsichtsperson bei der BG BAU. Davon profitiert nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten, sondern auch die der Anwohnerinnen und Anwohner.
 

Verfügbare Baumaschinen mit Elektroantrieb

  • Bagger
  • Radlader
  • Baustellen-Lkw
  • Raupen- und Mobilkrane
  • Drehbohrgeräte
  • Rad- und Kettendumper
  • Teleskopstapler
  • Tandemwalzen
  • Hebe- und Scherenbühnen
  • Kleinere Geräte wie Betonglätter oder Stampfer

Durchbruch steht noch aus

In der Breite angekommen sind elektrische Baumaschinen aber noch nicht. Das hat verschiedene Gründe. Martin Sebestyén: „Die Industrie steht bei der Entwicklung von elektrisch betriebenen Baumaschinen noch am Anfang.“ So gibt es längst nicht für alle Baumaschinen elektrische Pendants, vor allem bei großen und schweren Modellen. Hinzu kommen die Kosten. Bereits ein elektrischer Minibagger kostet Tausende Euro mehr als die Dieselvariante. Ausgeglichen wird dies in Teilen durch niedrigere Betriebs- und Wartungskosten. Und dann stellt sich die Frage der Akkuleistung. Eine Ladung reicht inzwischen meist für einen Arbeitstag. Spätestens abends muss aber aufgeladen werden. Dafür wird ein Stromnetz benötigt, das die nötigen Ladeströme zur Verfügung stellen kann. Bei einer abgelegenen Baustelle oder weiteren Verbrauchern kann das schwierig werden. Hier gibt es inzwischen Lösungen wie Pufferakkus oder riesige Batteriespeicher in Containerform. Aber auch diese müssen erst gekauft oder gemietet werden.

In einer Sporthalle, deren Boden aufgerissen ist und bearbeitet wird, steht eine Walze.
Für Arbeiten im Innenbereich gut geeignet: eine E-Walze.
Bild: Ammann Verdichtung GmbH

Rahmenbedingungen entscheiden mit

Jenseits technischer und finanzieller Faktoren haben auch Auftraggeber und Staat Einfluss darauf, wie schnell sich Elektroantriebe am Bau verbreiten. So fordern Bauausschreibungen in Nordeuropa zunehmend emissionsarme Baustellen. Auch bei der Zertifizierung von Bauprojekten als nachhaltig bringen Elektromaschinen Pluspunkte. Und in einzelnen Ländern wie den Niederlanden gibt es Förderprogramme für elektrische Baumaschinen, in Deutschland aber nicht. Hier hat Daniel Bernand von der BG BAU einen Tipp: „Mit unseren Arbeitsschutzprämien bezuschussen wir die Anschaffung bestimmter akkubetriebener Maschinen, zum Beispiel von Glättern für Estrich- und Betonflächen.“ Auch wenn das Angebot und die Bedingungen noch nicht perfekt sind, lohnt es sich, sich näher mit der neuen Technik zu beschäftigen. Denn eine Zukunft ohne Elektroantrieb ist auch auf dem Bau kaum vorstellbar.

6. September 2024

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