Sicher arbeiten

Risiko Stromschlag

Bei Ausbau, Sanierung und Reinigung ereignen sich häufig Elektrounfälle durch ungesicherte Elektroleitungen und offene Steckdosen oder Schalter. Um sie zu vermeiden, helfen einfache Lösungen und eine Grundregel.

In bestimmten Bauphasen bietet sich bei Bauarbeiten ein häufiges Bild: Elektrische Leitungen ragen aus den Wänden oder hängen von den Decken – oftmals in beträchtlicher Länge, um noch etwas Reserve für die spätere Installation zu haben. Bei Kontakt können Beschäftigte sich verheddern und stolpern – noch folgenschwerer ist jedoch, wenn die Leitungen unter Spannung stehen und es zu einem Elektrounfall kommt, wie die Unfallstatistik zeigt. Denn offene und ungesicherte Leitungsenden stehen oft „unvermutet“ – entgegen von Aussagen Dritter oder sogar nach Absprache – unter Spannung. Gleiches gilt beim Abmontieren der Abdeckungen von Steckdosen oder Schaltern im Zuge von Ausbau- oder Reinigungsarbeiten.

Stromschläge sind keine Seltenheit

Im Durchschnitt kommt es in der Baubranche jährlich zu etwa 200 meldepflichtigen Unfällen durch elektrischen Strom. Dabei handelt es sich um Unfälle, die eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen verursachten. Etwa ein Drittel dieser Unfälle wird im Ausbau und bei der Sanierung durch offene Leitungen sowie manipulierte Schalter oder Steckdosen verursacht.

Grundregel beachten

Mit einer einfachen Annahme lassen sich viele dieser Unfälle vermeiden. Demnach sind elektrische Anlagen, ob bei der Hausinstallation oder auf Baustellen, immer als unter Spannung stehend zu betrachten. Das gilt besonders für Anlagen im Bauzustand, wenn Teile der elektrischen Anlage ohne die notwendige Isolation frei zugänglich sind. In der Nähe solcher Anlagenteile darf nur gearbeitet werden, wenn der spannungsfreie Zustand von einer Elektrofachkraft hergestellt und bestätigt wurde. Allerdings ist eine solche „Freigabe“ zeitlich beschränkt, da auch Dritte Zugang zur Verteilung haben können.
 

Um andere Beschäftigte zu schützen, sollten Elektrofachkräfte folgende Hinweise beachten:

  • Leitungen in der Verteilung erst auflegen, wenn der gesamte Stromkreis – bis zur Steckdose oder Leuchte – berührungssicher fertiggestellt ist.
  • Müssen Leitungen in der Verteilung angeschlossen werden, obwohl die Anlage noch nicht fertiggestellt ist, weil etwa Leuchten erst später verfügbar sein werden, sind offene Leitungsenden mit Installationsverteilern (Abzweigdosen) fest und sicher vor Manipulation zu schützen.
  • Berührungssichere WAGO-Klemmen können nur kurzzeitig als Schutzmaßnahme eingesetzt werden, weil sie nicht ausreichend „baustellengeeignet“ sind. Lüsterklemmen sind nicht berührungssicher und daher ungeeignet.

Grundsätzlich ist es für die Sicherheit aller wichtig, die Arbeiten zwischen den Gewerken abzustimmen und zu koordinieren.
 

Elektroinstallateur bei der Arbeit auf einer Baustelle mit Werkzeug und Kabeln.
Bild: puhimec - stock.adobe.com
Das ist das Logo zur Digitalen Gefährdungsbeurteilung.
Bild: H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH - BG BAU

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Kein Risiko bei Steckdosen, Schaltern und Leuchten

Die Montage oder Demontage von Leuchten (im Kundenauftrag) oder das arbeitsbedingt notwendige Entfernen von Abdeckungen an Schaltern oder Steckdosen bildet einen weiteren Brennpunkt von Elektrounfällen. Sie ereignen sich zumeist bei Maler- und Trockenbauarbeiten, bilden aber auch für andere Gewerke ein Risiko. Grundsätzlich gilt: Die genannten Tätigkeiten sind elektrotechnische Arbeiten, die nur von Elektrofachkräften durchgeführt werden dürfen. Im Arbeitsalltag legen die Beschäftigten aber häufig selbst Hand an, weil keine Elektrofachkraft zur Verfügung steht. In solchen Fällen liegt es in der Pflicht der Unternehmensverantwortlichen zu garantieren, dass diese Arbeiten in jedem Fall regelkonform und sicher durchgeführt werden. Um sicherzugehen, dass keine Spannung anliegt, sind für die Ausschaltung die fünf Sicherheitsregeln der Elektrotechnik zu beachten!
 

Die fünf Sicherheitsregeln der Elektrotechnik

  • Freischalten immer an der Verteilung. Das Ausschalten des Lichtschalters reicht nicht aus.
  • Wiedereinschalten verhindern: Den Anschlussraum oder zumindest die Verteilung abschließen, Betätigungssperren für die Sicherungen nutzen oder Schraubsicherungen entfernen.
  • Prüfen der Spannungsfreiheit mit einem zweipoligen Spannungsprüfer statt mit einem einpoligen Phasenprüfer, der nicht in jedem Fall eine sichere Aussage zur Spannungsfreiheit gewährleisten.
  • Erden und kurzschließen ist in diesen Fällen meist nicht erforderlich und wird grundsätzlich von Elektrofachkräften durchgeführt.
  • Abdecken und abschranken ist nur erforderlich, wenn im Arbeitsbereich Anlagen unter Spannung verbleiben müssen. Sollte das unbedingt notwendig sein, werden im spannungsfreien Zustand entsprechende Abdeckungen oder für den kurzzeitigen Schutz WAGO-Klemmen angebracht.


Die Beschäftigten müssen im Sinne der DGUV Vorschrift 3 in diesen Arbeiten angelernt und unterwiesen sein. Wenn im Unternehmen die dafür notwendige elektrotechnische Qualifikation nicht vorhanden ist, muss eine externe Elektrofachkraft einbezogen werden.
 

Roter Koffer mit weißer Schrift "Erste Hilfe" und  darunter das weiß-grüne Symbol als Kreuz. Vor dem Koffer liegen Verbandsmaterial und eine Schere aus.
Bild: akf - stock.adobe.com

Erste Hilfe bei Elektrounfällen

  • Sofort – soweit gefahrlos möglich – den Stromkreis unterbrechen. Achtung, Selbstschutz geht vor!
  • Atembewegungen und Puls kontrollieren.
  • Bei Bewusstlosigkeit die Verletzte oder den Verletzten in stabile Seitenlage bringen.
  • Bei Atemstillstand Atemspende und Herzdruckmassage durchführen (2 x Beatmung sowie 30 x Herzdruckmassage im Wechsel).
  • Defibrillator (AED) einsetzen (wenn verfügbar).
  • Notarzt benachrichtigen.
  • Nach jedem Elektrounfall zwingend umgehend eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. 

7. Dezember 2023

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